Dienstag, 24. Juni 2025

 Kampabwärts

Der Kamp hat seinen Ursprung zwar jenseits der Landesgrenze im Mühlviertel, auf seinem 153 km langen Weg durchs Waldviertel jedoch ist er gleichsam Lebensader für den hohen Norden Niederösterreichs.

Unser Plan war, diesem Fluss per Rad ein gutes Stück zu folgen und die unvergleichliche Natur an seinen Ufern als "sanfte Touristen" zu erfahren.

Schon die Anreise per Schmalspurbahn über den Waldviertler Semmering nach Gross Gerungs war ein weltentrücktes Erlebnis für sich. 

Von Gross Gerungs folgen wir ein gutes Stück der zweiten Etappe des "Waldviertler Granittrails" und zweigen dann ab um in das Skidorf Kirchbach zu gelangen. Wir erreichen erstmals den Oberlauf des großen Kamp, fahren entlang der MTB "Höllmühl-Strecke" flussaufwärts und wechseln an den kleinen Kamp, dessen unberührtes Flusstal tief unter der Burg Rapottenstein vorbei führt.

In Ritterkamp vereinen sich die beiden Flüsse. Wir folgen den schlingenreichen Kampmäandern bis Roithen und tauchen ein ins stille, unverbaute Kamptal oberhalb von Zwettl. Magische Landschaft, das Rauschen des Flusses, wuchtige, moosbewachsene Granitblöcke, der Harzduft des Nadelwaldes.

Highlight ist die einsam am Kamp gelegene Hundertwasser-Mühle, die der Künstler 34 Jahre lang besaß und immer wieder aufsuchte, um zu malen, und, so sagt die Legende, sich nackt wie Gott ihn schuf auf einem Felsen im Kamp zu sonnen.


An der Braustadt Zwettl können wir nicht vorbei, ohne Rast am Hauptplatz zu machen und das namensgleiche Hopfengetränk zu verkosten.

Nach Zwettl beginnt der Abschnitt der Kamptalstauseen, das Waldviertler Fjordland. Wir nehmen den Radweg zum Stift Zwettl, zweigen bei Mittereith ab zum "Deckerspitz", für einen Badestop im Ottensteiner Stausee, und erreichen schließlich Friedersbach, wo wir uns im "Faulenzerhotel" für eine Nacht verwöhnen lassen.

Frühmorgens überqueren wir die Stauseebrücke bei Peygarten, wechseln bergab auf den Uferweg, und nehmen ein Bad in der Morgensonne, von einem idyllischen Granitfelsen hoch über dem See aus.

Über die Staumauer erreichen wir Schloss Ottenstein und die Teichlandschaft von Waldreichs. Die vollkommene Idylle wird einzig unterbrochen vom Donnern der Geschützübungen im nahen Truppenübungsplatz Allentsteig.

Das mittlere Kamptal zwischen Wegscheid und Rosenburg mit seiner ursprünglichen Fluss-, Wald- und Felslandschaft hab ich vor vielen Jahren durchquert, eine abenteuerliche und faszinierende, aber kaum radtaugliche Unternehmung, weshalb wir uns diesmal nördlich des Kamptals halten und entlang des "KTM Radweges" über Altpölla, Schloss Greillenstein nach Altenburg fahren.

Durchs Taffatal erreichen wir Horn, pausieren in einem gemütlichen Gastgarten und durchqueren die Wälder hinauf nach Sigmundsherberg, von wo uns die Franz Josefs Bahn die Heimreise ermöglicht.

Unsere ursprüngliche Idee, am dritten Radtag dem unteren Kamptal zu folgen und bis vor unsere Haustür ins Weinviertel zu radeln, mussten wir verwerfen, weil daheim die Heuernte wartet. 

Aber, frei nach dem rosaroten Panther, wir kommen wieder, keine Frage...



Montag, 16. Juni 2025

Burgenlandtrails

Ich persönlich hab mit dem Burgenland so meine Vorurteile.

Was treibt mich in jenes Bundesland, das legendär für den größten Steppensee Österreichs ist und somit außer flach nur flach.

So dachte ich viele Jahre, solange bis ein Freund mich einlud, seine Heimat rund um Lockenhaus im Südburgenland zu besuchen, und solange bis die Kunde über den Geschriebenstein als richtig guter Mountainbike-Trail-Berg an mein Ohr drang.

Die Eckdaten:

Der Geschriebenstein an der Grenze zu Ungarn ist mit 884m der höchste Berg des Burgenlands und der östlichste Ausläufer der Alpen. Lockenhaus und Rechnitz zu seinen Füßen zählen zur "Buckligen Welt", jenem Hügelland im Dreiländereck Niederösterreich/Burgenland/Steiermark, dessen Topographie angeblich 1000 Hügel aufweist. Soviel zu meinen Vorurteilen...

Schon länger eine gute Gegend zum Bergradeln -Stichwort: "Bike the Bugles"- hat man hier eine Menge Geld und eine Menge Schaufeln in die Hand genommen, um mit den "Burgenlandtrails" ein zukunftsweisendes Angebot für Mountainbiker zu schaffen, wovon -weiteres Stichwort: "touristische Wertschöpfung"- die ganze Region profitiert.

Das Resultat sind 40 km Singletrails, die, mit viel Hingabe und naturnah gebaut, durch die Waldflanken des Geschriebensteins führen, wirklich flowigen Fahrspaß bieten und sich bestens für einen ausgedehnten Biketag oder auch Bike-Kurzurlaub eignen.

Wir starteten unsere Erkundungstour am Burgsee Lockenhaus und erklommen den Berg über die Paulusbrunnen- und Geschriebenstein-Nord Strecke. Es sind am Stück etwa 600 Höhenmeter zu bewältigen, ehe man vor dem Aussichtssturm am Gipfel steht und in die ungarische Tiefebene schaut. 

Direkt vom höchsten Punkt starten wir in den "Headtrail" und biegen dann in den "Batthianytrail" ein. 8km Abfahrtsvergnügen durch die pannonischen Wälder, ehe wir uns am Badesee von Rechnitz einbremsen.

Am "Geschriebenstein-Uphill Trail" geht es wieder den Berg hinauf und dann neuerlich downhill nach Rechnitz, weil auch der "Rechnitz Trail" unter die Stollenreifen genommen werden will. 

Dieser Trail gefiel mir besonders gut, Fahrspaß pur über eine Waldachterbahn, alte Hohlwege und Canyons über- und durchquerend.

Die bereits dritte Auffahrt zum Geschriebenstein hat sich dann schon etwas gezogen, wobei der obere Teil mit seinen Singletrailabschnitten wirklich abwechslungsreich zu fahren ist.

Ein letztes Mal passieren wir eines jener hölzernen Eingangsportale zum Abfahrtsrausch und kommen am "Esterhazytrail", mit knapp 9 Kilometern der längste Burgenlandtrail, wieder zurück ins wildromantische Lockenhaus, wo sich nach über 50km und 1650 Höhenmetern mehrere sehr nette Locations zum verdienten Apres Bike anboten.

Ich kann nur sagen, der Tag war die Reise wert ins ferne Burgenland.


Montag, 26. Mai 2025

 Kremstal - Kampseen Runde

2 Tage quer durchs Waldviertel, 2 Tage Eintauchen per Rad in die ursprüngliche, energiegeladene Landschaft von Niederösterreichs Norden.

Leitfaden unserer Tour sind die beiden Flüsse große Krems und Kamp, durch deren wilde Täler und Schluchten wir uns den Weg suchten.

Wir starteten in Senftenberg, einem malerischen Weinort im Kremstal, überragt von einer ortsbildbestimmenden Burgruine hoch oben am Berg, deren Besuch schon wegen der Aussicht lohnt.

Entlang der großen Krems geht es stetig bergan, flankiert von steilen, felsigen Waldhängen, vorbei an den Weilern Meisling und Hohenstein. Dann verlassen wir die asphaltierte Straße, halten uns am Weitwanderweg 606 immer entlang des Flußufers und gelangen so zum "Kremstal Zwickl", dem Zusammenfluss von großer und kleiner Krems. 



Überragt von den hohen Klippen der Teufelswand und des Wotansfelsens, ist dies eine der wildesten  Schluchten des Waldviertels. In den Wänden oberhalb finden sich abenteuerliche Höhlen und Klettersteige.


Entlang der MTB-"Kremstalstrecke" passieren wir erst Scheutz, dann Ebergersch, weltentrückte Bauerndörfer mit dem Charme aus einer anderen Zeit.

Bald stoßen wir auf die Schilder der "Kampseen-Volt-Radrunde", der wir von nun an folgen. Waldvierteltypisches Wechselspiel zwischen Wäldern und Wiesen, über hügelige Hochplateaus und durch erstaunliche Künstlerdörfer im Nirgendwo.

Unser Tagesziel ist Peygarten in unmittelbarer Nähe vom Stausee Ottenstein, wo wir uns von der bodenständigen regionalen Küche verwöhnen lassen.

Nach frühmorgendlich erfrischender Schwimmrunde im Stausee, der ersten des Jahres übrigens, setzen wir unsere energetische Radentdeckungsreise am "Volt" Radweg fort.

Erst dem Dobrastausee gemütlich auf der Uferstraße folgend, dann auf wildem Geländeritt hoch über dem Thurnbergerstausee, bis wir bei Wegscheid das Kamptal verlassen.

Von dort, durch ursprüngliche Landschaft geradlinig südwärts haltend, erreichen wir nach 40 abwechslungsreichen Radkilometern die Waldviertelgemeinde Gföhl.

 Zeit für eine Mittagspause im Gastgarten, bevor wir uns auf einsamen Wegen in die tiefen Wälder des Droßeramtes verlieren und, vorbei am Herzogtisch, der felsigen Anhöhe über den Hängen des Kremstales, nach Senftenberg zurückkehren.






Montag, 7. April 2025

 Wall-Fahren

Vorösterlich spirituell motivierte Radrunde zum Wallfahrtsort Dreieichen, bereits vor 11 Jahren in diesem Blog vorgestellt, nur diesmal in umgekehrter Richtung gefahren. 

Aprilsonntag mit Außentemperatur um den Gefrierpunkt, 60km und 1050hm dem eisigen Nordwind Paroli bieten, nur das zarte Grün im Wald und die ersten Veilchen erinnern daran, dass eigentlich Frühling ist. 

Vom Ausgangsort Maissau über Burgschleinitz zum Vitusberg, und durch Eggenburg zum Klein Meiseldorfer Teich. Eine Vielzahl von einsamen Waldtrails die im Sommer häufig zu verwachsen sind, um Fahrspaß zu bieten, sind jetzt, nach der vegetationslosen Winterperiode, einfach perfekt.


Bald passiere ich die Wallfahrtskirche Maria Dreieichen, ein Ort von sentimentalem Reiz, wo gerade ein Haufen alter Leute, sagt ein bald 60jähriger:-), in den Gottesdienst strömt und darüber die Kirchenglocken überirdisch lärmen. Weiter durch Mold, irrtümlich einen Hügel mit militärischem Sperrgebiet mitnehmend, nach Horn, und hinein ins "epische" Tal der Taffa. Auch wenn ich es nicht zum ersten Mal verwende, so ist dieses Attribut für den Singletrail durch jene wahrlich einzigartig naturbelassene Tallandschaft einfach treffend.


Anschließend bergauf zum Wegpunkt Rotes Kreuz und über Gars am Kamp zu den Naturtrails an der Hamerlingwarte. Dem Tobelbach folgend hinaus aus dem Kamptal, im Wald bergauf nach Buttendorf und Sachsendorf und zurück zum Maissauer Berg. 

Ich geb zu, der eisige Wind hat mir heute alle Kräfte geraubt, und obendrein eine Menge Strom aus dem Akku meines Light-E-Spezis gesaugt, aber schließlich darf ein Wallfahrer nicht nur Spaß haben, sondern schon auch ein bissl leiden...




Dienstag, 3. Dezember 2024

 Nebelflucht zum Nebelstein


Allgemeine Wetterprognose für den ersten Adventsonntag: Strahlend sonnig in ganz Österrreich. Ganz Österreich? Nein, nur eine von unbeugsamen Wald- und Weinviertlern bewohnte Region im Norden versinkt im Nebel.

Und tatsächlich, als ich morgens aus dem Fenster schaue, ist da nichts als Weiß. Hilft nur Nebelflucht.

Antagonistisch, also bildungssprachlich widersprüchlich, erklären wir den "Nebel"stein zu unserem Ziel, in der Hoffnung dass wir dort oben, auf über 1000m Seehöhe, auf Sonne stoßen.

Die lange Fahrt durch die weiße Suppe dorthin nagt gehörig an unserem Optimismus, aber tatsächlich, nur wenige Kilometer vor unserem erkorenen Ausgangspunkt St.Martin bei Weitra, ist sie da, unser lichtspendendes Zentralgestirn über strahlend blauem Winterhimmel.

Wir fahren die klassische "Nebelsteinrunde", eine Mountainbiketour über 26km und 550 Höhenmeter, die auf ruhigen Waldwegen recht gemütlich zum prominenten Waldviertler Gipfelziel führt.

Die Außentemperatur schwankt zwischen minus ein und plus ein Grad Celsius. Recht erfrischend eigentlich, für einen Radausflug, aber solange uns die Sonne scheint, kann uns nichts erschüttern.

Die Lainsitz entlang, an Bad Großpertholz und der Papiermühle Mörzinger vorbei, ins treffend bezeichnete "Friedental". Ich war schon länger nicht mehr hier und konnte mich gar nicht mehr erinnern wie schön die Gegend ist.

Schillernder Winterwald, gefrorene Böden, leichte Schneeauflage am Schlussanstieg zur Gipfelhütte, das einzigartige Winterpanorama von den Gipfelfelsen übers Nebelmeer in die aus der Ferne grüßenden Ostalpenberge, und das unbeschreibliche Gefühl, zur rechten Zeit am richtigen Platz zu sein.


Bei der Abfahrt nach St. Martin wird es schattig, wir frieren wie die Schoßhunde.  Ein Part of the Game bei einer Winterbiketour, der auch vorbei geht.

Jener sündhafte kulinarische Waldviertelklassiker, der traditionell mit Erpfiknödel und Kraut serviert wird, und das anschließende Schlendern durch den Weitraer Adventmarkt, der sich stimmungsvoll über  Hauptplatz, Schloss Weitra und durch die Altstadtgassen zieht, vollenden unseren perfekten Sonn-Tag.