Donnerstag, 29. September 2016

Crossing Waldviertel


Eine zweitägige Mountainbiketour von Gmünd südwärts, am Granittrail Waldviertel bis Gutenbrunn, dann exakt nach Osten, über den Jauerling an die Donau, durch die Wachau und am Manhartsberg heim ins Weinviertel. 
In nüchternen Zahlen etwa 230km und 4000 Bergaufhöhenmeter.
So lautet unser Plan. 

Tag 1: Gmünd- Gutenbrunn
118km,2500hm
 

Über den Granittrail bedarf es nicht vieler Worte. Diese dreitägige Nord-Süddurchquerung des Waldviertels, vom Granithochland an die Donau, ist mittlerweile legendär. Wir verbinden die erste und zweite Etappe zu einer Langen. Bauerndörfer, Wurzeltrails, mittelalterliche Kleinstädte, Burgen, tiefe Wälder, stille Seen und unzählige Granitblöcke liegen am Weg. Das Höhenprofil liest sich wie das EKG eines Herzrhythmusgestörten: eine wilde Zick-Zack Linie mit ständigem Auf und Ab. Ein wenig zermürbt erreichen wir so, nach 8 Stunden, 20min. Fahrzeit Gutenbrunn im Weinsberger Wald und lassen uns in den Marschallstuben mit echten Waldviertler Schmankerln wie Schweinsbratl mit Erdäpfelknödel und Mohnparfait mit Heidelbeermark verwöhnen. Dazu ein Schremser Bier gegen die Schmerzen.




Tag2: Gutenbrunn-Rohrbach
109km,1700hm

Wir verlassen den wohlbeschilderten Granittrail und halten uns über diverse lokale Mountainbikerouten ostwärts, dem weithin sichtbaren, sendergekrönten Jauerling zu. Mehrere Täler und die dazwischenliegenden Waldberge gilt es zu überqueren. Leider ist die Beschilderung nicht immer perfekt und die Wegsuche teilweise mühsam, inklusive einer Radtrageeinheit einen steilen, verwachsenen Waldhang hinauf. So benötigen wir für die ersten 30 km über 3 Stunden, bis wir in Trandorf den Fuß des Jauerlings erreichen.


Jauerling, 960m, höchster Berg an der Donau. Vom Weinsteinbike-Marathon her wohlbekannte, hassgeliebte Bergwertung. 500 Höhenmeter über steile, nicht endenwollende Waldserpentinen. Als Abfahrt wählen wir den WW05 (Spitzer Steig), der 750hm direkt bergab an die Donau führt. 
Ein Trail wie aus dem Bilderbuch.


Durch die idyllische, aber restlos überlaufene Wachau rollen wir nach Krems. Dort dem KTM Radweg folgend, weiter nach Gobelsburg, malerische Kellergassen und Weinberge über dem Donautal durchquerend. Über Kammern ins Strasser Tal, weiter nach Elsarn. Durchs epische Krotental nach Mühlbach am Manhartsberg. Hohenwarth, Radlbrunn, Ziersdorf sind die letzten Zwischenstationen auf unserem langen Weg nach Hause.
 Nach 2 intensiven Tagen mit insgesamt 227km und 4200hm in knapp 16 Stunden Fahrzeit steige ich aus dem Sattel.

 

Montag, 19. September 2016

Der lange Weg durchs Retzer Land

115km, 1000hm


 Die Weinviertler Weinradwege Rivaner, Weinviertel DAC und Riesling miteinander kombiniert, ergeben eine ausgiebige Reise durchs Weinviertel mit beachtlichen 115km Länge.




Das Schöne an diesen Radwegen ist, dass sie zwar großteils asphaltiert sind, aber so gut wie nie dem Straßenverkehr begegnen. 
Stille Wege in den Weinbergen nützend, durch Feld und Wald und unzählige idyllische Kellergassen. Auf Grund der hügeligen Topographie des westlichen Weinviertels aber auch ganz schön höhenmeterträchtig (über 1000hm).
Ich liebe an diesen Long Distance Radausflügen natürlich auch den sportlichen Reiz, aber vor allem das gewaltige Landschaftsbad mit unzählbaren Eindrücken und Motiven entlang meines langen Weges:

 

 Start in meinem Heimatdorf Rohrbach, am Rivanerradweg das Schmidatal hinauf, durch die malerische Kellergasse von Sitzendorf und an der Goggendorfer Mühle vorbei, nach Roseldorf. Weiter am Weinviertel DAC Radweg, auf den Sandberg bei Platt, alte germanische Siedlungsfläche mit Aussichtsturm.


 Zellerndorf, fast schon eine Kleinstadt, mit frühgotischer Pfarrkirche und steinernem Karner aus dem 14.Jahrhundert.
 Die Öhlbergkellergasse, einmal prämiert als die schönste Kellergasse des Weinviertels.



In die Weinstadt Retz. Hauptplatz mit Rathaus und Verderberhaus. 
Mein Rad lehnt an einer charakteristischen Dampfluke des kilometerlangen unterirdischen Kellernetzes von Retz.



Hinauf zur Windmühle (am besten über den Windmühlweg, ein bisserl Geländefahren muss auch sein...), einer der besten Aussichtsplätze des Weinviertels. Weiter durch die Weinberge, zur Blutkirche von Pulkau. Fordernde Waldauffahrt zum Pulkauer Bründl. Eine aufgelassene Bahnstrecke entlang nach Röschitz. Der alte Steinbruch und der Muschelgarten sind hier Blickfänge am Wegesrand.


Der Rieslingradweg ist nun mein neuer Begleiter. Kellergasse Stoitzendorf, Mittelalterstadt Eggenburg, waldvierteltypische Landschaft um Burgschleinitz und Maissau. Barockensemble am Hauptplatz von Ravelsbach.
In Ziersdorf schliesst sich meine lange Runde.
Fünf intensive Stunden durch das weite Land. 


Dienstag, 6. September 2016

Klein Semmering Tour
44km, 750hm


Hoch oben, wo der Wald Nordwald heißt, überwindet die Waldviertler Schmalspurbahn den kleinen Semmering, von Steinbach bis Bruderndorf 200 Höhenmeter bergauf machend. Wildwestbahnmäßig, in mehreren Serpentinen, durch Tunnels und über hohe Dämme und mitten durch die Waldeinsamkeit. Wer dort oben das vorhandene Mountainbikenetz nützt, begegnet dieser Bahnlinie auf "Tritt und Tritt" und erfährt per Rad ein weltentrücktes, nahezu therapeutisches Landschaftserlebnis.


Von Langschlag, der letzten Station bevor die Waldviertelbahn ihr Ziel Groß Gerungs erreicht, führt die "Frauenwieserteichtour" über den Stierberg, erste Heidelbeerwälder durchkreuzend, nach Bruderndorf. Dort abzweigend, den Schildern des "Granittrail Waldviertel" folgend, am namensgebenden Kleinen Semmering bergab. Hier im Reich von Fuchs und Hase und Eierschwammerl, würde man nichts weniger erwarten, als Eisenbahnschienen.
Erst beim Fassldorf Abschlag endet der Wilde Westen, in Form einer Asphaltstraße, bergauf nach Bad Großpertholz, zu Kirche und Kurhotel. Die "Nordwaldstrecke" bleibt nun für lange Zeit unser treuer Begleiter. 


Durchs idyllische Angelbach ins Joachimsthal, vorbei an Aussteigerrefugien samt tibetischen Gebetsfahnen über dem Weg. Eine schmale Brücke über die rostbraune Lainsitz, ein anspruchsvoll steiniges Wegstück bergauf, und schon sind wir mitten im Nordwald. Lange, einsame Auffahrt, unweit der tschechischen Grenze, man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Es geht nach Karlstift, hochgelegene Holzfällersiedlung mit kleinem, feinem Skigebiet an der Schwelle zum Mühlviertel. Weiter bergauf, jetzt richtig steil, durch die herrlichen Wälder des Binderberges. 



Wir erreichen den höchsten Punkt unserer Tour, auf 1000m Seehöhe, was eine Seltenheit ist im nördlichen Niederösterreich. Eine Gegend, als wär man auf der Alm. 


Beim Binderhof zweigen wir ab von der Nordwaldstrecke, nehmen den Wanderweg bergab zur Bundesstraße B38 und zum nahen Frauenwieserteich. Der Sprung ins kühle Nass ist hier willkommene Abwechslung. 


Ein letzter Berg rüber nach Langschlag wartet noch auf uns.
Wer dort, im Waldviertlerhof, eine Eierschwammerlsauce mit Serviettenknödel bekommt, der hatte einen perfekten Tag...