Donnerstag, 8. Juli 2021

Top of Waldviertel

Der Nebelstein, 1017m hoch, wird oft als höchste Erhebung des Waldviertels gehandelt, was so nicht stimmt, weil ihn der Tischberg nahe Karlstift um 46 Meter überragt. 

Was den Nebelstein allerdings auszeichnet ist seine einzigartige Lage mit 360° Panorama, die Schutzhütte direkt unter seinem felsigen Gipfel, und die Tatsache, dass sich 11 Weit- und Fernwanderwege, die teilweise quer durch Europa führen, hier treffen. 

Ein durchaus prominentes Bergziel also.

In Sichtweite befindet sich ein weiterer bekannter Waldviertler, nicht ganz so hoch wie sein Nachbar, dafür ruhiger, wilder, mit faszinierenden Granitformationen gekrönt und direkt an der Grenze zu Tschechien gelegen: Der Mandelstein.

Um diese beiden Gipfel zu besuchen, sind wir von der Holzfällersiedlung Karlstift aufgebrochen, haben in den Flanken des erwähnten Tischberges auf unseren Mountainbikes den Nordwald durchquert, bergab zur jungen Lainsitz, wo der 5km und 350hm lange Anstieg zum Nebelstein seinen Anfang nimmt.

Man passiert den Weiler "Friedental", der seinem Namen alle Ehre macht. Einschichthöfe auf einsamen Lichtungen mitten im Wald, die eine Ruhe ausstrahlen als wärs das Paradies.

Ab Althütten führt der Anstieg auf Asphalt bis zur Abzweigung Nebelsteinhütte, wo die Auffahrt trotz Schrankens toleriert wird. Dieser steile Abstecher ist unbedingt empfehlenswert, der Einkehrmöglichkeit in der einzigen Alpenvereinshütte des Waldviertels und der Aussicht vom Gipfel wegen.


Wieder zurück an der "Nebelsteinstrecke" geht es 300 Höhenmeter bergab nach Maißen und weiter in den Kurort Moorbad Harbach. Hier spürt man den florierenden Xundheitstourismus an allen Ecken und Enden. Die ganze Gegend wirkt wie rausgeputzt zum Ankommen und Aufatmen.

Ein neuerlicher längerer Anstieg bringt von dort in den Gipfelbereich des Mandelsteins. 

Fahrtechnisch fordernde Wege über Wurzeln und Granitsteine, hohe Gipfelfelsen, eine ausgesetzter Skywalk mit Weitblick über die nahe Grenze in den Böhmerwald und mystische Granitbildungen wie das Mandelsteintor kann man hier entdecken. Waldviertel at its best.


Weiter am alten Zöllnerweg, direkt entlang des Grenzverlaufes, durch Heidelbeerwälder bergab, Würgelhäusel und Hölltor passierend, nach Heinrichs.

Über Lembach und Unserfrau gelangt man in die Kuenringerstadt Weitra, deren berühmte Braukunst am historischen Hauptplatz zu verkosten, uns Pflicht und Ehre ist.

Aus Weitra hinaus führt ein Weg durch das liebliche Gabrielental, dann geht es gemütlich die Lainsitz entlang über Rossbruck und St.Martin nach Steinbach, ehe die Bergetappe über den Waldviertler Semmering am Programm steht. 

Dort wo die Waldviertelschmalspurbahn gebirgsbahnmäßig durch Tunnels und über Viadukte schnauft, führt der legendäre Mountainbike "Granittrail" durchs Waldidyll bergauf nach Bruderndorf und weiter zum Frauenwieserteich. 

Dessen erfrischendes Nass sorgt im Sommer für willkommene Abkühlung.

Ein letzter Anstieg über die Siebenhöfe zum Binderberg, der ebenfalls die 1000 Meter Marke überschreitet, dann geht es nur mehr bergab, durch herrliche Wälder am Nord Süd Weitwanderweg, nach Karlstift.

Man kommt bei dieser Runde insgesamt auf 85km und 1600hm, was als Tagestour eine beachtliche Aufgabe darstellt.

Wer sie in zwei Tagen fährt, mit Über-Nacht-Verwöhnprogramm in Weitra, und sich entlang der Strecke Zeit nimmt zum Bremsen, Schauen, Durchatmen, der hat das maximale Gesamterlebnis.