Dienstag, 1. Dezember 2020

 Sandl

Spätherbstrunde zum Sandl. Mit 723m eine der höchsten Erhebungen der Wachau.

Wer von Stein an der Donau aus startet und den Weg durchs Reisperbachtal wählt, hat 550 Höhenmeter am Stück zu bewältigen, was schon als richtiger Berg gelten darf. Inklusive einiger grenzwertig steiler Passagen.

Endlich ein Tag mit Sonne, selbst wenn diese durch jahreszeitbedingten Tiefstand kaum mehr Kraft entwickeln kann.

Bunte Farben, blauer Himmel. Dazu die weißen Kleckse des von den Bäumen fallenden Rauhreifs am Waldboden.

Oben am Gipfel eine steinerne Warte, die Tiefblick zur Donau böte, hätte man nur einen Schlüssel.

Auf der anderen Seite bergab ein steiler, technisch fordernder Downhill durch steinreichen Zauberwald.

Reichaueramt, Waldhof und Egelsee vollendeten meine Runde.



Donnerstag, 19. November 2020

 Ödes Schloss


Novemberbesuch bei meinem Lieblingseck im Kamptal. 

Nebel. Nässe. Rutschige Felsen und Wurzeln. Dazu die engen Steige hoch überm Fluss. 

Herausfordernde bis grenzwertige Bedingungen fürs Mountainbike. 

Jedoch einmal mehr schwer fasziniert von der wilden Genialität dieser Gegend. 

Das Öde Schloss steht auf einem senkrecht abfallenden Felskegel, der, an drei Seiten vom Kamp umspült, in Sichtweite von Stift Altenburg liegt. 

Eine Ruine, die seit 500 Jahren verfällt und nur noch Mauerreste bietet. 

Einsame Lage auf reizvollem Felsplateau, mit sagenhaftem Tiefblick zum Kampumlauf. 

Schillernde Herbstfarben und der vor Luftfeuchte triefende Wald. Freischützstimmung.



Sonntag, 4. Oktober 2020

 In Velo Veritas 2020 

140er Strecke

Bereits zum sechsten Mal beehrte die Veranstaltung "In Velo Veritas" heuer das Weinviertel, diesmal am 15. August mit Start und Ziel in Hollabrunn.

©bikeboard.at

Es handelt sich hierbei um ein spezielles Radevent, eine Ausfahrt mit klassischen Rennrädern, ohne  Zeitnehmung, dafür mit viel Kult und Spirit, mit Labestellen, wo es alles gibt außer Müsliriegel und Powergel, jedoch trotzdem sportlich fordernd auf wahlweise 70, 140, oder 210 km langer Strecke.

Obwohl mir diese Veranstaltung schon länger ein Floh im Ohr ist, hat es für mich noch nie zu einer Teilnahme gereicht, aber zumindest nachfahren wollte ich die Strecke unbedingt, zumal sie dieses Jahr quasi an meinem Vorgarten vorbeiführte.

In Ermangelung des nötigen Rad-Oldtimers, zugelassen sind ja nur Rennräder mit Baujahr 1988 und älter, musste für mein persönliches post-In Velo Veritas Abenteuer mein good old Simplon Hardtail herhalten, das ja immerhin auch schon aus dem letzten Jahrtausend stammt.

Um meine persönliche Komfortzone ein wenig zu verlassen, fiel meine Entscheidung auf die Mediumdistanz, mit 140km und 1600hm eine für mich auch nicht alltägliche Aufgabe, im Gegensatz zu den selbstmörderischen 210km aber möglicherweise doch lösbar.

Großes Lob an die Routentüftler, der Streckenverlauf ist tatsächlich so etwas wie ein Best of Westliches Weinviertel, mit Abstecher ins angrenzende Waldviertel.

Mindestens 90 Prozent auf verkehrsarmen Wegen, so wie mir das gefällt, und Asphalt als Untergrund ist auch nicht zwingend. Immer wieder sind Ausflüge ins Gelände dabei und einmal sogar eine kleine Bachdurchfahrt.

©bikeboard.at

Ich kann mir vorstellen dass die Teilnehmer mit ihren filigranen Radoldies teilweise viel Spaß hatten auf den geforderten Erd- und Schotterwegen.

©bikeboard.at

Ein kurzer Themenwechsel: Es ist bestimmt nicht nur mir aufgefallen, dass in den diversen RadtourenApps in letzter Zeit die Anzahl an markierten "Radhighlights" inflationär zunimmt. Jede noch so windschiefe Rastbank, jeder Pinkelplatz, jede Krotnlacke ist plötzlich ein Highlight.

Ich möchte diese großartige "IVV"-Runde anhand jener Plätze beschreiben, die sich meiner persönlichen Einschätzung nach dieses Attribut tatsächlich verdienen: 
Los geht's in Hollabrunn, vorbei an Kellerkatze, Hauptplatz, alter Hofmühle.
Weiter zur Steinernen Bibel von Schöngrabern und auf den Sandberg, keltische Ausgrabungsstätte von hoher historischer Bedeutung und erstklassiger Aussichtsplatz.


Durch die stimmungsvolle Maulavern Kellergasse von Zellerndorf und der Pulkau und dem Schrattenbach westwärts folgend, auf Leodagger zu, malerisch am Eingang einer felsigen Schlucht gelegen.

Maulavern Kg.

Die Stadt Pulkau im ersten Stock umfahrend, ins obere Pulkautal und bergauf zur Bründlkapelle.


Die alte Wildwestbahnstrecke Zellerndorf-Sigmundsherberg entlang, Richtung Röschitz und Roggendorf.
Erwähnte Bachfurt kreuzend, erreicht man dann die Mittelalterstadt Eggenburg.


Durchs weite Heidfeld nach Reinprechtspölla.


Kurzvisite im Schloss Harmannsdorf.


Auf Waldviertelboden Richtung Kleinburgstall und zur "Manhartsberg Dirt Road".


Aussichtsreiche Abfahrt nach Elsarn im Strasser Tal und über Ronthal, Stettenhof zur neu errichteten Aussichtsplattform am Eisenhut.


Den Wagram hinab nach Engelmannsbrunn und über die Straßenschluchten von Kirchberg am Wagram.


Wechsel ins Schmidatal und übern Berg nach Ruppersthal.


Die letzten Kilometer führen nach Glaubendorf, Rohrbach, Oberfellabrunn, ehe sich der Kreis schließt.

Ich hab zwar versucht, auf diesem langen "Weg mit Weitblick" meine Motivation mittels Käseweckerl, Äpfel, Zwetschken und Weintrauben hochzuhalten, die legendären Labestellen der "In Velo Veritas" habe ich aber doch ein wenig vermisst.

©bikeboard.at

 
Dass die Bodenpfeile dieses Vintage-Radevents auch eineinhalb Monate später noch zu sehen waren, hat mir die Orientierung wesentlich erleichtert.









Sonntag, 13. September 2020

 One way Ride durchs Kamptal

75km, 1150hm



Es ist erstaunlich, welche neuen Perspektiven sich auftun, wenn man seinen Standpunkt ändert. 

Dieses grenzphilosophische Statement bezieht sich auf meine heutige Mountainbiketour. 

Der veränderte Standpunkt ist in diesem Fall mein neu gewählter Startort Bahnhof Sigmundsherberg, der mir insofern neue Perspektiven ermöglichte, als dass ich eine sehr empfehlenswerte Mountainbikestrecke durch mein Heimgebiet fand, die ich so noch nie gefahren bin.

Ein weiterer nicht zu verachtender Vorteil war, dass, obwohl 1150 Höhenmeter bergauf zu bewältigen waren, es trotzdem mehrheitlich bergab ging. Vom Waldviertel, das bekannterweise "oben" ist, hinunter ins Weinviertel.

Erst die Waldstrecke der Kamptalbahn kreuzend, bergab nach Horn. Dann durchs epische Taffatal, welches ob seiner fahrtechnisch spannenden Abschnitte immer wieder ein Erlebnis ist. 

Morgentau, der in der Sonne glitzert, wenn da nur nicht so viel Brennessel wären...

Am Ortsrand von Rosenburg bergauf zum Roten Kreuz und auf schöner Abfahrt bergab nach Stallegg. Somit ins Kamptal, welches meine Trailsammelleidenschaft immer wieder aufs Neue zu befriedigen weiß.

Auffahrt zum Tabor, feiner Trail bergab zur Ruine Gars und durch den Hirschbachgraben nach Tautendorf.

Dort biege ich links Richtung Thürneustift ab und finde, dank des Hinweises eines freundlichen Anrainers, den versteckten, ganz schön abenteuerlichen Waldtrail ins Tal des Stiefernbaches, zum altbekannten "Bachlweg", mit seinen zehn Bachdurchfahrten, die heuer ordentlich viel Wasser führen :-)

Weiter, bergauf nach Thürneustift und zum Trude Marzik Weg.

Dieser Steig, der ausgesetzt und aussichtsreich hoch über dem Kamp durch den Wald mäandert, ist für mich einer der schönsten Trails des Kamptales und überhaupt.

An der Radfahrerbrücke bei Buchberg verlasse ich das Kamptal und schraube mich über Maiersch, Freischling, und durch die westlichen Waldflanken des Manhartsberges, vorbei an so noch nie gesehenem Parasolreichtum, bergauf zu dessen Gipfel.

Kurz danach nehme ich den Überstieg ins "Löwengehege", erreiche so die schöne Waldabfahrt nach Olbersdorf, gelange über den Heidberg nach Mühlbach und durch Ebersbrunn sowie Radlbrunn zurück vor meine Haustür.

Draussen zu sein bei idealem Outdoorwetter, fünfeinhalb Stunden intensives Raderlebnis durch eine der besten Landschaften die ich kenne, dabei noch ein wenig stolz sein zu dürfen, den persönlichen ökologischen Fußabdruck in meinem Freizeitverhalten durch Nutzung der Verkehrsmittel Bahn und Rad  gering zu halten, das nenn ich einen gelungenen Sonntag. 


Sonntag, 19. Juli 2020

Heimliches Gericht


Etwa 300 Höhenmeter über dem Senftenberger Tal steht das Heimliche Gericht, ein aussichtsreicher Felsen, von dem die Legende sagt, dass hier zu altgermanischen Zeiten Gerichtsverhandlungen, die sogenannten "Femegerichte", stattgefunden haben. 
Todesurteile sollen gleich nach Urteilsverkündung vollstreckt worden sein, indem man die Delinquenten über die steile Felswand gestoßen hat.
Ein einsamer und besonderer Platz hoch im Wald, dessen eigenartige Stimmung durch die heutigen Gewitterschauer unterstrichen wurde.




Dass ich dort mit meinem Bike unterwegs war, war zugegebenermaßen nicht immer sinnvoll.
Trotzdem ein einmaliges Naturerlebnis mit einem Hauch von Abenteuer...


Sonntag, 14. Juni 2020

Retz - Rohrbach, over the trails
59km, 1180hm



Heute empfiehlt der Küchenchef einen One-Way-Ride von Retz "hinunter", der sich ideal mit einer Anreise per Bahn verbinden lässt und ein wahres Trail-Feuerwerk bietet. 



Nach dem Start am Bahnhof und über den Retzer Hauptplatz zur Windmühle folgt mit Parabluiberg, Mittelberg und Gollitsch das Dreigestirn des Retzer Trailhimmels, wo man bereits in den ersten 35 Fahrminuten jede Menge Fahrtechnikzuckerl einsammeln kann.
Weiter geht`s am "WeinWaldviertelweitwanderweg" W663 zur Europawarte, wo der "Wüdsautrail" wartet, ein langer Waldtrail mit Wurzeln und Sprüngen, der bei der Schutzengelkapelle nahe Leodagger endet.


Über den Lönsstein geht es zur Teufelswand, jenem schroffen, landschaftlich einzigartigen Felsen hoch über dem Pulkautal.



Der Trail, der von hier bergab führt, würde auch an den Gardasee passen. Es zahlt sich wirklich aus, den Sattel tiefer zu stellen und Herz und Hirn einzuschalten.
Gegenüber bergauf zum Pulkauer Bründl ist es auch nicht schlecht. 
Über Rafing, vorbei am verwunschenen, ehemaligen Bahnhof Pulkau und an der Steinwerkarena, geht es zum Feldberg und weiter, den Maigner Bach entlang, nach Röschitz. Dieser Wegabschnitt ist ebenfalls sehr abwechslungsreiches Bikegelände.




Der folgende Transfer am Ufer der Schmida nach Roseldorf und weiter, am Rieslingradweg, bis Goggendorf, ist mountainbiketechnisch nicht so spannend, kann aber landschaftlich wegen des hier vorhandenen Grosstrappenschutzgebietes durchaus überzeugen.



Ab Goggendorf wird`s wieder spaßig, weil in den Waldhängen des Geißbühels feine Trails warten. 
Sitzendorf durchqueren wir auf Hintauswegen. 
Die Überschreitung des Rosenbergs bietet einen aussichtsreichen Downhill nach Frauendorf.




Drei Hügerl noch. Durch den St.Barbara Wald nach Fahndorf, übern Reisberg nach Kiblitz und über den Bründlberg zum Roten Kreuz oberhalb von Rohrbach. Hier wartet mit dem "Secret Canyon" das letzte Trailschmankerl des Tages.



Wer einen Zuganschluss braucht, der hat`s von Rohrbach nicht mehr weit zum Bahnhof Ziersdorf...



Dienstag, 9. Juni 2020

Weites Land

Allroad, Gravel, Crossbike. 
Drei Begriffe, die alle mehr oder weniger dasselbe meinen.
 Jenen Radtrend nämlich, Rennräder entsprechend zu adaptieren, damit sie  abseits asphaltierter Wege genauso stark sind wie auf der Straße. Erkennungsmerkmale sind eine entspanntere Geometrie, breitere Reifen, standfeste Scheibenbremsen.
Großer Vorteil ist, dass sich damit die stillen Wege nützen lassen. 
Weinbergwege abseits des Straßenverkehrs und technisch einfache Waldwege sind plötzlich auch mit Rennrad fahrbar. Das Routenangebot  erweitert sich um ein Wesentliches, weil ich nicht mehr auf Autostraßen beschränkt bin.
 Allroad eben. 


Ich selbst besitze kein Gravelbike, ich ging den umgekehrten Weg und hab mir stattdessen mein gutes, altes Simplon Hardtail-Mountainbike mit schmalen, nahezu profillosen Reifen ausgestattet. Barends an meinem Lenker, die heutzutage schon als Vintagestyle durchgehen mögen, ermöglichen mir eine etwas gestrecktere, windschlüpfrige Position.
Damit bin ich auf Asphalt auch ein Schneller, und geländegängig sowieso.



Die Topographie des Wald- und Weinviertels erweist sich für diese Grenzgänge zwischen festem und losen Untergrund als geradezu paradiesisch.
Frei wie der Wind fliegt man durch die Landschaft, biegt ab, wo es einem gefällt und darf sich damit ein klein wenig wie ein Entdecker fühlen.
Einzig die reinen Singletrails überlasse ich dann doch meinem geliebten stollenbereiften, 4kg schwereren, Fully.

Exemplarisch möchte ich eine Runde vorstellen, die sich ideal zum "Graveln" eignet. 


Sie führt über Radlbrunn nach Hohenwarth, durch die Felder nach Ronthal, an der Straße nach Wiedendorf rechts auf Forstweg, an großem Fischteich vorbei, den Kehren bergauf folgend zur Straße nach Obernholz, und schließlich zur "Manhartsberg Dirt Road", der Landesstraße L1238, die über die Silberne Eiche nach Klein Burgstall führt. Es handelt sich um eine der ganz wenigen nicht asphaltierten öffentlichen Straßen im Land, geradezu ein Paradebeispiel für diese Art des Radfahrens und immer wieder auch gerne für Motorsportveranstaltungen genutzt (Waldviertelrallye). Von Klein Burgstall auf Güterwegen bergab nach Eggendorf, auf Asphalt über Pfaffstetten nach Großmeiseldorf, hinten herum durch Ziersdorf und zurück zum Ausgangspunkt.
 Wer jemals von den Anhöhen des Manhartsberges ins Schmidatal hinabgeschaut hat, wird den Titel dieses Posts verstehen.