Donnerstag, 23. November 2023

 Kamptal Kombi

Wer vom Weinviertel kommend ins Waldviertel vordringt, steht erst vor dem langen Bergrücken des Manhartsberges und gelangt gleich dahinter in die Bilderbuchregion des unteren Kamptals. Markante Landschaftselemente steiler, felsiger Waldhänge und lieblicher Weinberge treffen hier aufeinander, dazwischen eine Kette von reizvollen, charakteristischen Nostalgie-Sommerfrischeorten am Flussufer.

Für mich immer schon ein Platz besonderer Faszination und ob seiner großartigen Wege und Steige bevorzugtes Betätigungsfeld für mich und mein Mountainbike.

Die "Kamptal Kombi" ist der bescheidene Versuch das Beste aus der Fülle der Möglichkeiten rund um Schönberg, Stiefern und Gars am Kamp herauszuholen.

Eggendorf am Walde, ein beschaulicher Ort am östlichen Fuße des Manhartsbergs, ist mein Startplatz. Der dortige Landgasthof Winkelhofer, übrigens, hat sich seinen Dorfwirtshauscharme trotz zweier Kochhauben bewahrt. Von hier sind es bloß 150 Höhenmeter zum unscheinbaren, weil gut im Wald versteckten, 537m hohen "Gipfel" des Obengenannten. Eine kurze Abfahrt weiter steht das sagenumwobene Naturdenkmal Silberne Eiche an der "Manhartsberg Dirt Road", jene Schotterpiste, die quer durch dessen tiefe Wälder von Klein Burgstall nach Obernholz führt. So taucht man ein in den Naturpark Kamptal-Schönberg, durchquert die "große Heide" und hat an der Jagerkapelle erstmals Tiefblick in die Kampniederungen.

 Hier startet einer meiner persönlichen Lieblingsdownhills: die lange Abfahrt entlang des Waldlehrpfades hinab nach Schönberg am Kamp. Erst vorbei am Föhrenplatzl, einem wunderbaren Aussichtspunkt, dann über herrliche Waldwege, und zuletzt entlang vieler Serpentinen auf sensiblem Trockenrasen, mit Panoramablick auf den malerisch gelegenen Ort Schönberg. Hier fahre ich immer besonders defensiv und rücksichtsvoll, frei nach der Devise "don`t leave footsteps", aber dieser Weg ist einfach viel zu schön um ihn auszulassen :-)

 In Schönberg angelangt, lohnt ein Seitblick auf die besonders sehenswerte Alte Schmiede, bevor es auf den Kalvarienberg geht. Seit der Barockzeit führen die Kreuzwege von Schönberg und Stiefern von beiden Seiten des Berges steil bergauf zur imposanten gemeinsamen Kreuzigungsgruppe hoch über dem Tal. Auf dieser exponierten Weinbergklippe sieht man an schönen Tagen bis zum Ötscher. Vorbei an den Kunstinstallationen der "Schaubühne" und des "Mondrohres" bringt ein feiner Trail direkt bergab zum Kamptalradweg.

Auf einer hölzernen Radfahrerbrücke wechselt man die Talseite und erreicht in herrlicher Fahrt den Ort Stiefern. Hinter dessen Pfarrkirche führt ein kontinuierlich steiler, aber immer gut fahrbarer Wanderweg bergauf nach Thürneustift. 

Dieses verschlafene Dorf ist der Eingang zu einem der allerbesten Trails im weiteren Umkreis: der Trude Marzik Weg, an der Abbruchkante hoch über dem Kamp dahinmäandernd, schmal und manchmal ausgesetzt, fahrtechnisch immer im grünen Bereich und herrliche Tiefblicke bietend. Ich hab keine Ahnung wer diese Trude Marzik war, aber ich bin ihr ewig dankbar, Namensgeberin für diesen tollen Weg zu sein.

Durch zauberhafte Landschaft folge ich anschließend dem linken Kampufer hinauf nach Buchberg, dessen beeindruckendes Burgschloss schon von Weitem grüßt. Erneut folgt ein steiler Anstieg hinaus aus dem Kamptal, diesmal auf den Wachtberg bei Tautendorf und weiter auf den Schanzberg. 

Dort befindet sich die Slawenburg, die Reste einer alten Höhensiedlung, und dort gelangt man zum "Schimmelsprungtrail". An anderer Stelle habe ich dieses schmale, felsige Stück Weg einmal mit den legendären Gardaseetrails verglichen, was möglicherweise etwas übertrieben sein mag, aber man muss schon wissen was man tut wenn man hier bergab fährt. Wer gut unten ankommt, biegt links ab und landet kurz darauf in Gars am Kamp.

Der Luftkurort "Goasch" ist wohl der bekannteste Ort des unteren Kamptals, wird dominiert von dessen kampumlaufener Babenbergerburg und besitzt eine einladende Kurkonditorei mit versuchenswerten Mohnzelten als eine von vielen Köstlichkeiten. 

Gegenüber liegt der Stranitzberg, in dessen Wälder sich ebenfalls jene schmalen Wegerl finden, wo kein Traktor und Geländewagen durchpasst, wo des Mountainbikers Herz höher schlägt, wo das Fully unter meinem Hintern seiner wahren Bestimmung folgen kann. Vorbei am Naturdenkmal Steinerne Bank und an der Hamerlingwarte, führt dieser Singletrail nach Zitternberg und, jenseits der Dorfstraße, weiter nach Buchberg am Kamp, das diesmal am anderen Ufer erreicht wird.

Kurz darauf nehme ich Abschied vom schönen Kamptal. Am Tobelbach entlang, erreiche ich Maiersch, Freischling und den letzten langen Anstieg des Tages, durch die Manhartsbergwälder bergauf, ehe der stimmungsvolle Pöchhacker-Hohlweg zum Finale nach Eggendorf leitet.

Es ist nicht in meiner Absicht, irgendeine Meute unsensibler Konsumritter des Internets in diese sensible Gegend zu locken, aber ich möchte eine Lanze brechen für dieses großartige Stück Waldviertel, einen Beitrag leisten für dessen Erhalt und Anerkennung, und mich still, wie die Landschaft selbst, durch sie bewegen.