Montag, 6. April 2020

Mühlbacher Wege
37km, 700hm

Mühlbach am Manhartsberg und seine Umgebung sind für mich der Inbegriff einer schönen Gegend. 



Das Landschaftserlebnis dort baut auf drei Ebenen auf: 
Im Zentrum steht das Schloss Mühlbach...



...ein ortsbildbestimmendes Ensemble samt Pfarrkirche und gegenüberliegendem Barockgarten, 2003 revitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.


Ebene zwei öffnet sich durch den Hinterausgang des Schlossgartens. Man gelangt in den weitläufigen englischen Landschaftspark aus dem 18. Jahrhundert, einem Vogelparadies, das mit seltenen Baumriesen und einem großen Teich beeindruckt.



Die dritte Ebene ist jener Naturraum der nahtlos dahinter folgt, geprägt vom waldreichen Krotental, einer Bachlandschaft wie im Wunderland. Seine Bezeichnung erinnert an die ehemals stattliche Krotenmühle, die 1455 erstmals urkundlich erwähnt, bis 1950 bewohnt und heute verfallen ist.



Lebensader ist der Gscheinzbach, der nahe Klein Burgstall am Manhartsberg entspringt, dann die Orte Eggendorf am Walde, Zemling und Mühlbach verbindet, in vielen kleinen Mäandern durch den Schlosswald führt, den ein oder anderen Fischteich speist, schließlich an Wiedendorf und Elsarn vorbeifließt, das liebliche Strasser Tal ausbildet und bei Hadersdorf in den Kamp mündet.



Meine "Mühlbacher Wege" Beschreibung startet in Radlbrunn, bekannt für den 800 Jahre alten Brandlhof, wo in liebevoll restauriertem Ambiente Volkskultur gepflegt wird. Bekannt aber auch als Wohnort der prominentesten Glatze Niederösterreichs.




Von dort folge ich dem "Großgemeinderundwanderweg" (GGRWW) Richtung Großmeiseldorf und weiter, über einen panoramareichen Höhenweg (bitte in Weinviertler Dimensionen denken:-) und dann einen kurzen, steilen Hohlweg hinab, nach Ebersbrunn. Die Landesstraße L43 überquerend, gelangt man zur Wartkapelle in den Weinbergen über Pfaffstetten. 



Kurz darauf führt der Ravelsbacher Wanderweg nach rechts zum Waldrand und bergab zum Gartenbach. Bei der ersten Gelegenheit links bergauf und dann immer geradeaus Richtung Westen, auf den Kirchturm von Zemling zuhaltend...



...erreiche ich zuletzt über einen feinen Trail erstmals das Tal des Gscheinzbaches.




Dem Lauf des Wassers folgend, vorbei an einer kleinen Felswand mit Waldandacht...



...geht es nach Mühlbach und somit ins Zentrum des eingangs erwähnten Landschaftserlebens, das wir jetzt durch alle Ebenen erfahren. Schloss, Barockgarten, Landschaftspark. 



Die Idylle des Krotentales hat in den letzten Jahren leider unter Forstarbeiten gelitten. Der verwunschene, schmale Weg entlang des Gscheinzbaches wurde ausgebaggert und seiner Märchenhaftigkeit beraubt. Ich bevorzuge daher neuerdings die Variante über den "Dirndlweg", ein von den Zweigen der Kornelkirsche überwölbter, faszinierender Baumtunnel (Kopf einziehen nicht vergessen), und weiter am gelb markierten Waldweg nach Bösendürnbach.



Im Ort gleich bei den ersten Häusern links abzweigen in die Teichgasse und den Forstwegkehren bergauf folgen, dann wird man belohnt mit einem schönen Downhill, am "Elsarner Rundwanderweg", hinab nach Wiedendorf. 
Dessen verschlafene Dorfidylle durchquerend, gelangt man zu einer spannenden Furt am Gscheinzbach.



Wer keine nassen Füße braucht, dem steht der Weg über eine schmale Brücke offen. Danach im Wald bergauf zum Gautscher und weiter zum Fünfeckigen Stein. An diesem Grenzstein, 1678 errichtet, 1m30 hoch und als Fünfeck (no,na) ausgeführt, grenzen die Gemeinden Feuersbrunn, Engabrunn, Etsdorf, Straß und Gösing aneinander. 



Über Wiesen, Weingarten, Wald und zuletzt steil bergauf erreicht man von dort Stettenhof, ein Bauerndorf in Hochlage. 
Unser Weg führt weiter am Rinnetsberg nach Hohenwart...



...und über sonnige Weinbergsüdhänge bergauf zur Radlbrunner Hochstraße. 
Ein Hinweisschild weist zur Ebersbrunner Hiatahütte, die, mustergültig renoviert, einen Einblick in das Leben eines Weingartenhüters und imposanten Ausblick ins Donautal bietet.


Ich zweige hier links ab und nehme eine Runde durch die Sandberge von Ebersbrunn, wo faszinierende Lössabbrüche warten. 



Wieder bergauf zur Radlbrunner Straße und zur Anhöhe am Satzpolster, erreicht man die Radlbrunner Hohlwegrunde, die in feiner, aussichtsreicher Abfahrt zurück zum Start bringt.



Wer die Übersichtskarte meiner Fahrroute mit ein wenig Phantasie betrachtet, wird eine, zwar kopfstehende, aber doch nachvollziehbare Ähnlichkeit zu den Umrissen Österreichs feststellen. Schönes Synonym für ein entdeckenswertes Stück "Heimat vor der Haustür".