Freitag, 13. Oktober 2017

Radwandern in der Wachau
24km, 950hm


Die Kletterfelsen rund um die Ruine Dürnstein zählen schon lange zu einem meiner Lieblingsabenteuerspielplätze. Bizarre Felstürme und Grate aus Granit bilden ein richtiges Minigebirge mit atemberaubendem Tiefblick zur Donau und ins Weltkulturerbe Wachau.


An einem meiner zahllosen und immer erlebnisintensiven Klettertage dort, beobachtete ich zwei Mountainbiker, die das extrem verblockte und steile Gelände neben den Felsen befuhren, unterwegs am Steig, der von der Fesslhütte hoch oben über dem Donautal nach Dürnstein hinabführt.
Eigentlich unglaublich und für mich unvorstellbar, und mit Sicherheit einer der wildesten Mountainbiketrails, die man in Ostösterreich finden kann.
Seitdem spukte die Idee in mir, selber einmal auszutesten, wie sich das mit dem Rad anfühlt. Eine faszinierende Möglichkeit, die Dürnsteiner Felslandschaft einmal aus anderer Perspektive zu erfahren.


Dank Wanderkarte und Strava-App war schließlich eine Radrunde gefunden, die mich von Krems-Stein hinauf in den Waldviertler Wald, zu schönen Aussichtsplätzen, wie die Kanzel am Vogelberg einer ist, und zu besagter Fesselhütte führt, um hoffentlich unversehrt nach Dürnstein und über den Welterbesteig Wachau zurück nach Krems zu gelangen.


Um es kurz zu machen: Der Ruinentrail war für mich über weite Strecken eine echte Rad"wanderung", sprich Radschiebeeinheit.
 Auf jeden Fall war es aber ein beeindruckendes und lehrreiches Landschaftserlebnis in Gemeinschaft mit meinem Mountainbike.
Wer wissen will, wie es aussieht, wenn echte Könner sowas fahren, der möge diesen LINK anklicken...Radwandern in der Wachau
 


Donnerstag, 14. September 2017

Dachsteinrunde schwarz


Kreativen Köpfen der Salzkammerguttouristik zum Dank, wartet seit Jahren die perfekt ausgeschilderte Dachsteinrunde auf uns. 
Das imposante Dachsteinmassiv in drei Tagen mit dem Mountainbike zu umrunden, ist in den Optionen blau, rot und schwarz möglich. 
Mit den Eckdaten 270km und 8000hm stellt die schwarze Variante die herausforderndste Möglichkeit dar, diese Weltkulturerbe Region zu durchqueren.
Drei Schönwettertage Mitte August, und die Nutzung der perfekten Infrastruktur durch die Mountainbikegastgeber in den Talorten Bad Goisern, Gröbming und Annaberg, inklusive Gepäcktransport von Quartier zu Quartier, ermöglichten uns die Erfüllung dieses langgehegten Traumes.

Tag 1
101km, 3000hm 


Gleich zu Beginn wartet das erste Highlight, die Ewige Wand über Bad Goisern.
 Nach steiler Auffahrt aus dem Trauntal erreicht man eine schmale, geländergesicherte Felsgalerie, die, inklusive zweier beleuchteter Tunnels, mitten durch die hohe Felswand führt. Ein wahrlich einzigartiges Bikeerlebnis.


An Zwerchwand und Sandling vorbei, garniert mit Wurzelaction im Waldgraben, gelangen wir auf schönen Mountainbikewegen ins Ausseerland.
Malerischer Altausseersee mit Trisselwand.
Weiter nach Bad Aussee und am Traunradweg Richtung Bad Mitterndorf. Allgegenwärtige altösterreichische Holzhausarchitektur mit Blumenkistln. 


Die anstehende 600 Höhenmeter Schleife hoch über dem Ödensee nehmen wir mit, weil unser Ehrgeiz es (noch) so will, dass wir uns streng an die schwarze Route halten. Danach sind wir uns aber einig, dass wir uns diesen Kraftakt hätten sparen können, weil man nach gut 1,5 Stunden Forstwegtreterei keine 2km vom Ausgangspunkt Ödensee entfernt, zurückkommt.


Mittlerweile etwa 70km in den Beinen, entschließen wir uns bei der Steinitzenalm zu einem Einkehrschwung mit Fritattensuppe, Radler bleifrei und vielen Wespen, bevor es zum Salzastausee und zur letzten, und längsten Bergwertung des Tages, auf die Viehbergalm, geht. Bereits von einer gewissen körperlichen Leere gezeichnet, erreiche ich nach qualvollen 700 Höhenmetern diese schöne Alm auf 1.490m. Erschöpft in den Almboden fallengelassen, bleibe ich doch nicht lange liegen, weil eine Kuhherde am Nachhauseweg mein Bike sehr interessant findet und ich Sorge haben muss, dass mir eins der Viecher ins Radl steigt. 


Die finale Abfahrt in die spektakulären Öfen, in engen Kehren und auf Holzbrücken durch die Felsenschlucht, kann ich ehrlicherweise nicht mehr richtig genießen.


Müde hoch drei, erreiche ich unser Quartier in Gröbming.

Tag 2 
74km, 2000hm


Es ist eine faszinierende Körpererfahrung, dass man nach ausgiebiger Dusche, noch ausgiebigerem Abendessen, und einer erholsamen Nacht, soweit regeneriert, dass man sich freiwillig wieder aufs Rad setzt.
Wir haben einen entspannten Vormittag auf unserer Fahrt durchs weite Ennstal Richtung Ramsau und unseren Spaß mit einem älteren Ehepaar auf E-Bikes, die uns bei jeder Auffahrt überholen, um bei den folgenden Abfahrten, einem gewissen fahrtechnischen Defizit geschuldet, wieder hinter uns zurückzufallen.


Kaiserwetter und das Bilderbuchpanorama der Dachsteinsüdwände begleiten uns am steilen Anstieg zur Türlwandhütte. 
Auf diesem stark frequentierten Wanderweg, der an der Brandalm vorbei, zur Dachsteingletscherbahn hinaufzieht, stellen wir ein wenig überrascht fest, dass wir mit unseren rein muskelbetriebenen Bikes gegenüber unzähligen Stromradlern eindeutig in der Minderheit sind.



Oben angelangt, verlassen wir nach 1km auf der Dachsteinmautstraße den Rummel rund um die Gletscherbahn und queren auf herrlichen Almwegen unter den Dachsteinsüdwänden vorbei, hinüber nach Filzmoos ins Salzburger Land.


 Dort gönnen wir uns eine Mittagspause, bevor wir über Marcheggsattel und Langeggsattel den Zacken des Gosaukammes mit der markanten Bischofsmütze näherrücken.


Keine 5 km von unserem Tagesziel Annaberg entfernt, beschließen wir an der Abzweigung zur Loseggalm, auf der schwarzen Dachsteinrunde für heute blau zu machen und verzichten auf diesen 600 Höhenmeter Stichweg, um den Tag gemütlich im Biergarten des Salzburger Dolomitenhofes ausklingen zu lassen.
Alpenglühen im Gosaukamm inklusive.



Tag 3
87km, 2700hm


Der Tag beginnt mit einer erfrischenden Asphaltabfahrt durchs Lammertal, bevor der lange Anstieg zu Zwieselalm und Hornspitz für die nötige Körpertemperatur sorgt.
Die sommerlich trostlosen Liftanlagen der Skiregion Dachstein West ausblendend, ist diese Almregion ein fantastischer Aussichtsbalkon in den Gosaukamm, ins Tennengebirge und zu den vergletscherten Westabstürzen des Dachsteins.


Eine grobschottrige Abfahrt und einige Forstwegkilometer später erreichen wir die Pass Gschütt Straße, um über eine Waldschleife ins schöne Gosautal zu gelangen. Den Gosaubach talein, kommen wir an den vorderen Gosausee, wo sich ein klassisches Österreichmotiv darbietet: König Dachstein mit dem Gosaugletscher zeigt sich hier von seiner Butterseite.


 Zugegeben, man genießt dieses einzigartige Panorama vom Seeufer an schönen Tagen nicht gerade einsam.
Nach wenigen Höhenmetern haben wir allerdings den touristischen Trubel schon wieder hinter uns gebracht.


Wir können uns wieder ganz auf den Klettermodus konzentrieren, um die folgenden 600 Höhenmeter zur Roßalm zurückzulegen: Eine entlegene Oase im Bergniemandsland zwischen Gosautal und Hallstättersee.


Nach kurzer Pause und dem wohl besten Heidelbeerkuchen meiner Erinnerung, erreichen wir schließlich einen Bergsattel auf 1.500m, der den Startpunkt zum 11km Downhill an den Hallstättersee markiert. 
Let it roll, unzählige Serpentinen durchs tosende Echerntal hinab. 
Wege, die im Berghang kleben, zwischen Wasser und Stein, Wildbach und Felswand. Dazu der Tiefblick zum immer näher rückenden Hallstättersee.


Auf dieser langen Abfahrt begegnen wir keiner einzigen Menschenseele. 
Umso  größer ist dann der Kulturschock in Chinatown Hallstatt, das wir schnell hinter uns bringen, um über Obertraun und das See-Ostufer entlang, unserem finalen Ziel, St. Agatha bei Bad Goisern entgegenzurollen...
 

3 Tage intensivstes Landschaftsbad, die sich tief in den persönlichen Erlebnishorizont einbrannten.

Montag, 19. Juni 2017

 Thayatal XL
102km, 2025hm


Schon länger keimte die Idee in mir, die beiden Landschaftsperlen Pulkautal (siehe Blogeintrag 10.11.2015) und Nationalpark Thayatal (Blog 25.11.2013) in einer langen Mountainbiketour zu verbinden.
Erst die Absage eines Freundes bezüglich einer geplanten Klettertour, schuf den Zeitrahmen und das nötige innere Feuer, um diese ausgefüllte Tagesunternehmung anzugehen.
Als Startort wählte ich den Weberkeller in Röschitz.

Die ersten, vermeintlich un-spannenden Kilometer Richtung Pulkautal erwiesen sich als abwechslungsreiches Warm Up.
Erst ein stimmungsvoller Wanderweg über den Mühlberg ober Röschitz, vorbei an Pfarrkirche, Aussichtswarte und Hiatahütte. Durch die Weinberge zum Feldberg und auf schmalem Pfad entlang der Steinwerk Arena und des Prachtsteinbruches (beide überraschend sehenswert) zur "Weinviertel DAC" Radroute.
Auf dieser fuhr ich weiter, abgesehen von einer Pflichtvariante über das Hochkogelkreuz und auf steilem Trail ins Pulkautal.


Durch die Leodagger Schlucht und bergauf zu Schutzengelkapelle und Weissem Kreuz.

Von dort folgte ich dem Wanderweg W663 über die Europawarte nach Obermarkersdorf und weiter zur Windmühle, ein immer wieder faszinierender Ort über den Dächern von Retz.


Das nächste Etappenziel Hofern wäre via KTM Radweg leicht erreichbar.
Spannender ist es aber, die schöne Trailabfahrt am Haidgrabenweg ins Retzer Tal mitzunehmen, um über den Wenzelsteig nach Hofern zu gelangen.
Meinen Weiterweg bestimmte nun für längere Zeit der Weitwanderweg 07/630. Durch die Thayawälder, am versteckten Schloss Karlslust vorbei, bis zur Ruine Kaja und nach Merkersdorf.


Mittlerweile knapp 50km am Rad. Das freundliche Personal im Nationalparkhaus gestattete mir, meine Wasservorräte nachzufüllen.
Rasante Abfahrt nach Hardegg. Die kleinste Stadt Österreichs und wohl auch jene in spektakulärster Lage.


Auf der Thayabrücke verliess ich das österreichische Staatsgebiet. Die folgenden 25km im tschechischen Teil des Nationalpark Thayatal Radweges sind ein radfahrerisches Highlight.
Dörfer wie Cizov und Lukov, wo die Uhr vor 50 Jahren stehengeblieben scheint. Herrliche Waldpassagen mit ordentlich Höhenmetern.


Idyllische Teichufer, Auwälder, Bachdurchfahrt, alles dabei.
Aber auch  versteckte Waldbunker, die an die Zeit des eisernen Vorhanges erinnern.


Schließlich der atemberaubende Umlaufberg und der felsige Downhill zur Thayahängebrücke. Zweifellos ist das hier mehr Mountainbikespielwiese als klassischer Radweg.
Wieder auf österreichischem Boden angelangt, bei der Aussichtsplattform am Hängenden Stein, gönnte ich mir eine kurze Pause zum ins Land einischaun.

Weiter am spärlich markierten Wanderweg über den Retzer Galgen.


Gelbe Schilder Richtung Niederfladnitz gaben mir Orientierungshilfe. Unmerklich erreichte ich hier den höchsten Punkt des heutigen Tages. Hinter Niederfladnitz folgte ich den Feldwegen über das Grenzkreuz, in gerader Linie auf Untermixnitz zu. Danach durch die Wälder des Brenntenberges zum Lönsstein.
Schließlich stand ich auf der schroffen Teufelsmauer, meinem Lieblingsplatz über dem Pulkautal.


Teufelsmauertrail down, Bründltal up, ins nahe Großreipersdorf.
Von dort rollte ich am Weinviertel DAC Radweg und über den Mühlberg zum Zieleinlauf nach Röschitz.


Der glückliche Umstand, dass es bereits nach 16 Uhr und somit die Schenke beim Weberkeller geöffnet war, vergönnte mir ein möglicherweise verdientes "Zielbier".
Es war ein Raderlebnis der besonderen Art.





Sonntag, 4. Juni 2017

Athletenstein, Dross
Hommage an einen Waldfelsen


Gut verborgen, in den tiefen Wäldern des Kremstales, liegen zahlreiche faszinierende Felsbildungen. Heimliches Gericht, Schanzriedel, oder Herzogtisch sind deren mythische Namen.
Einige von ihnen eignen sich sehr gut zum Klettern.
In diesem Zusammenhang besonders erwähnenswert sind die Kohlwand und der Athletenstein, unweit der Ortschaft Dross, im steinreichen Waldviertel nördlich von Krems gelegen.
 Fantastische, weit überhängende Gneisfelsen mitten im Wald.


Die einsame, isolierte Lage und der längere Zustieg machen diese Gegend zu einem stillen Kletterrevier, und das ist gut so.
In all den Jahren, die ich diesen Platz bereits aufsuche, lassen sich die Begegnungen mit anderen Kletterern an einer Hand abzählen.
Zum Athletenstein pflege ich seit gut 20 Jahren eine innige Beziehung.
Ein weltentrückter Ort, wo im Spätsommer die Steinpilze am Wandfuß stehen.
Schon die Wanderung dorthin erzielt eine gewisse therapeutische Wirkung in mir. Vom Föhrenteich am Ortsrand von Dross, vorbei an idyllisch gelegenen Einschichthöfen, über den Herzogtisch, einer felsigen Anhöhe im Wald mit Aussicht ins tief gelegene Kremstal.
Das Eintauchen in diese Freischützkulisse mit Nadelwald und moosbedeckten Felsen lässt mich "runterkommen" und erzeugt die nötige innere Ruhe für den folgenden Tanz am Fels. Am liebsten erledige ich diesen Zustieg mit dem Mountainbike.


Am Athletenstein (nomen est omen) finden sich auch großartige, anspruchsvolle Kletterrouten. Meistens komme ich aber ohne Seil, denn der ebene Waldboden, die weit ausladenden Felsdächer knapp über dem Boden und eine einzigartige, leistenreiche Felsstruktur machen dieses Gebiet zur idealen Boulderspielwiese. Die markierten Einstiege der Kletterrouten, Quergänge und unzählige Kombinationsmöglichkeiten bieten der felsartistischen Kreativität keine Grenzen.

Felsdialog
Biovital
2 große und die kleine 5

Jubiläumsboulder

Ein wenig verkitscht formuliert, lassen mich die Ruhe und Ausstrahlung dieses Ortes jedesmal als neuen Menschen heimkehren. Körperlich zumeist erledigt, aber innerlich gestärkt für die berühmten Mühlen des Alltags.
Der Athletenstein als Kraftplatz im doppelten Wortsinne, sozusagen.



Es ist offensichtlich, dass sich diese Gegend auch mit dem Mountainbike lohnt.
Hierfür bietet sich Langenlois als Startort an.



Diverse Wanderwege führen von hier, den Sirnitzbach talein, am Rande eines landschaftsbestimmenden Golfplatzes, nach Lengenfeld.
Die Gföhler Schnellstraße  B37 überquerend, erreicht man Priel und am 06er Weg auf steiler Trailabfahrt das Senftenberger Tal.
Das Kremsufer flussaufwärts, gelangt man am Ortsausgang von Senftenberg ins Botental. Ein 200 Höhenmeter Uphill und eine schöne Waldabfahrt bringen zum Föhrenteich bei Dross.



Ab hier empfehle ich eine Runde durch die herrlichen Wälder des Drosseramtes. Man passiert einsame Waldlichtungen mit Forsthäusern, deren Lage und Ausstattung wohl Höchstpreise am Immobilienmarkt erzielen würden. Vorbei am Athletenstein, der etwas versteckt links des Weges liegt, geht es zum Herzogtisch. Rechts abzweigend, führt ein lohnender Abstecher zum Schanzriedel, einem Aussichtsfelsen mit Miniklettersteig.
Übers Poberkreuz und erneut am Föhrenteich vorbei, mündet unsere Route beim Schäferhof in den Weitwanderweg 06.
Wer diesem nun treu bleibt, wird mit herrlichen Wegabschnitten belohnt:
der rassige Schäferhoftrail, Lengenfelderbachtrail, Überschreitung des Spießberges, Bachfurt im Spießberggraben, Briefträgersteig nach Mittelberg und steile Waldabfahrt nach Kronsegg.
Von hier gelangt man auf schmalen Trails entlang des Loisbaches zurück zum Ausgangspunkt.



Ob diese Biketour, 43km und 1050hm lang, kombiniert mit einer Klettereinheit am Athletenstein, nun müde, glücklich, süchtig, demütig oder hungrig macht, "erfährt" am besten jeder selbst...