Montag, 19. Juni 2017

 Thayatal XL
102km, 2025hm


Schon länger keimte die Idee in mir, die beiden Landschaftsperlen Pulkautal (siehe Blogeintrag 10.11.2015) und Nationalpark Thayatal (Blog 25.11.2013) in einer langen Mountainbiketour zu verbinden.
Erst die Absage eines Freundes bezüglich einer geplanten Klettertour, schuf den Zeitrahmen und das nötige innere Feuer, um diese ausgefüllte Tagesunternehmung anzugehen.
Als Startort wählte ich den Weberkeller in Röschitz.

Die ersten, vermeintlich un-spannenden Kilometer Richtung Pulkautal erwiesen sich als abwechslungsreiches Warm Up.
Erst ein stimmungsvoller Wanderweg über den Mühlberg ober Röschitz, vorbei an Pfarrkirche, Aussichtswarte und Hiatahütte. Durch die Weinberge zum Feldberg und auf schmalem Pfad entlang der Steinwerk Arena und des Prachtsteinbruches (beide überraschend sehenswert) zur "Weinviertel DAC" Radroute.
Auf dieser fuhr ich weiter, abgesehen von einer Pflichtvariante über das Hochkogelkreuz und auf steilem Trail ins Pulkautal.


Durch die Leodagger Schlucht und bergauf zu Schutzengelkapelle und Weissem Kreuz.

Von dort folgte ich dem Wanderweg W663 über die Europawarte nach Obermarkersdorf und weiter zur Windmühle, ein immer wieder faszinierender Ort über den Dächern von Retz.


Das nächste Etappenziel Hofern wäre via KTM Radweg leicht erreichbar.
Spannender ist es aber, die schöne Trailabfahrt am Haidgrabenweg ins Retzer Tal mitzunehmen, um über den Wenzelsteig nach Hofern zu gelangen.
Meinen Weiterweg bestimmte nun für längere Zeit der Weitwanderweg 07/630. Durch die Thayawälder, am versteckten Schloss Karlslust vorbei, bis zur Ruine Kaja und nach Merkersdorf.


Mittlerweile knapp 50km am Rad. Das freundliche Personal im Nationalparkhaus gestattete mir, meine Wasservorräte nachzufüllen.
Rasante Abfahrt nach Hardegg. Die kleinste Stadt Österreichs und wohl auch jene in spektakulärster Lage.


Auf der Thayabrücke verliess ich das österreichische Staatsgebiet. Die folgenden 25km im tschechischen Teil des Nationalpark Thayatal Radweges sind ein radfahrerisches Highlight.
Dörfer wie Cizov und Lukov, wo die Uhr vor 50 Jahren stehengeblieben scheint. Herrliche Waldpassagen mit ordentlich Höhenmetern.


Idyllische Teichufer, Auwälder, Bachdurchfahrt, alles dabei.
Aber auch  versteckte Waldbunker, die an die Zeit des eisernen Vorhanges erinnern.


Schließlich der atemberaubende Umlaufberg und der felsige Downhill zur Thayahängebrücke. Zweifellos ist das hier mehr Mountainbikespielwiese als klassischer Radweg.
Wieder auf österreichischem Boden angelangt, bei der Aussichtsplattform am Hängenden Stein, gönnte ich mir eine kurze Pause zum ins Land einischaun.

Weiter am spärlich markierten Wanderweg über den Retzer Galgen.


Gelbe Schilder Richtung Niederfladnitz gaben mir Orientierungshilfe. Unmerklich erreichte ich hier den höchsten Punkt des heutigen Tages. Hinter Niederfladnitz folgte ich den Feldwegen über das Grenzkreuz, in gerader Linie auf Untermixnitz zu. Danach durch die Wälder des Brenntenberges zum Lönsstein.
Schließlich stand ich auf der schroffen Teufelsmauer, meinem Lieblingsplatz über dem Pulkautal.


Teufelsmauertrail down, Bründltal up, ins nahe Großreipersdorf.
Von dort rollte ich am Weinviertel DAC Radweg und über den Mühlberg zum Zieleinlauf nach Röschitz.


Der glückliche Umstand, dass es bereits nach 16 Uhr und somit die Schenke beim Weberkeller geöffnet war, vergönnte mir ein möglicherweise verdientes "Zielbier".
Es war ein Raderlebnis der besonderen Art.





Sonntag, 4. Juni 2017

Athletenstein, Dross
Hommage an einen Waldfelsen


Gut verborgen, in den tiefen Wäldern des Kremstales, liegen zahlreiche faszinierende Felsbildungen. Heimliches Gericht, Schanzriedel, oder Herzogtisch sind deren mythische Namen.
Einige von ihnen eignen sich sehr gut zum Klettern.
In diesem Zusammenhang besonders erwähnenswert sind die Kohlwand und der Athletenstein, unweit der Ortschaft Dross, im steinreichen Waldviertel nördlich von Krems gelegen.
 Fantastische, weit überhängende Gneisfelsen mitten im Wald.


Die einsame, isolierte Lage und der längere Zustieg machen diese Gegend zu einem stillen Kletterrevier, und das ist gut so.
In all den Jahren, die ich diesen Platz bereits aufsuche, lassen sich die Begegnungen mit anderen Kletterern an einer Hand abzählen.
Zum Athletenstein pflege ich seit gut 20 Jahren eine innige Beziehung.
Ein weltentrückter Ort, wo im Spätsommer die Steinpilze am Wandfuß stehen.
Schon die Wanderung dorthin erzielt eine gewisse therapeutische Wirkung in mir. Vom Föhrenteich am Ortsrand von Dross, vorbei an idyllisch gelegenen Einschichthöfen, über den Herzogtisch, einer felsigen Anhöhe im Wald mit Aussicht ins tief gelegene Kremstal.
Das Eintauchen in diese Freischützkulisse mit Nadelwald und moosbedeckten Felsen lässt mich "runterkommen" und erzeugt die nötige innere Ruhe für den folgenden Tanz am Fels. Am liebsten erledige ich diesen Zustieg mit dem Mountainbike.


Am Athletenstein (nomen est omen) finden sich auch großartige, anspruchsvolle Kletterrouten. Meistens komme ich aber ohne Seil, denn der ebene Waldboden, die weit ausladenden Felsdächer knapp über dem Boden und eine einzigartige, leistenreiche Felsstruktur machen dieses Gebiet zur idealen Boulderspielwiese. Die markierten Einstiege der Kletterrouten, Quergänge und unzählige Kombinationsmöglichkeiten bieten der felsartistischen Kreativität keine Grenzen.

Felsdialog
Biovital
2 große und die kleine 5

Jubiläumsboulder

Ein wenig verkitscht formuliert, lassen mich die Ruhe und Ausstrahlung dieses Ortes jedesmal als neuen Menschen heimkehren. Körperlich zumeist erledigt, aber innerlich gestärkt für die berühmten Mühlen des Alltags.
Der Athletenstein als Kraftplatz im doppelten Wortsinne, sozusagen.



Es ist offensichtlich, dass sich diese Gegend auch mit dem Mountainbike lohnt.
Hierfür bietet sich Langenlois als Startort an.



Diverse Wanderwege führen von hier, den Sirnitzbach talein, am Rande eines landschaftsbestimmenden Golfplatzes, nach Lengenfeld.
Die Gföhler Schnellstraße  B37 überquerend, erreicht man Priel und am 06er Weg auf steiler Trailabfahrt das Senftenberger Tal.
Das Kremsufer flussaufwärts, gelangt man am Ortsausgang von Senftenberg ins Botental. Ein 200 Höhenmeter Uphill und eine schöne Waldabfahrt bringen zum Föhrenteich bei Dross.



Ab hier empfehle ich eine Runde durch die herrlichen Wälder des Drosseramtes. Man passiert einsame Waldlichtungen mit Forsthäusern, deren Lage und Ausstattung wohl Höchstpreise am Immobilienmarkt erzielen würden. Vorbei am Athletenstein, der etwas versteckt links des Weges liegt, geht es zum Herzogtisch. Rechts abzweigend, führt ein lohnender Abstecher zum Schanzriedel, einem Aussichtsfelsen mit Miniklettersteig.
Übers Poberkreuz und erneut am Föhrenteich vorbei, mündet unsere Route beim Schäferhof in den Weitwanderweg 06.
Wer diesem nun treu bleibt, wird mit herrlichen Wegabschnitten belohnt:
der rassige Schäferhoftrail, Lengenfelderbachtrail, Überschreitung des Spießberges, Bachfurt im Spießberggraben, Briefträgersteig nach Mittelberg und steile Waldabfahrt nach Kronsegg.
Von hier gelangt man auf schmalen Trails entlang des Loisbaches zurück zum Ausgangspunkt.



Ob diese Biketour, 43km und 1050hm lang, kombiniert mit einer Klettereinheit am Athletenstein, nun müde, glücklich, süchtig, demütig oder hungrig macht, "erfährt" am besten jeder selbst...