Donnerstag, 14. September 2017

Dachsteinrunde schwarz


Kreativen Köpfen der Salzkammerguttouristik zum Dank, wartet seit Jahren die perfekt ausgeschilderte Dachsteinrunde auf uns. 
Das imposante Dachsteinmassiv in drei Tagen mit dem Mountainbike zu umrunden, ist in den Optionen blau, rot und schwarz möglich. 
Mit den Eckdaten 270km und 8000hm stellt die schwarze Variante die herausforderndste Möglichkeit dar, diese Weltkulturerbe Region zu durchqueren.
Drei Schönwettertage Mitte August, und die Nutzung der perfekten Infrastruktur durch die Mountainbikegastgeber in den Talorten Bad Goisern, Gröbming und Annaberg, inklusive Gepäcktransport von Quartier zu Quartier, ermöglichten uns die Erfüllung dieses langgehegten Traumes.

Tag 1
101km, 3000hm 


Gleich zu Beginn wartet das erste Highlight, die Ewige Wand über Bad Goisern.
 Nach steiler Auffahrt aus dem Trauntal erreicht man eine schmale, geländergesicherte Felsgalerie, die, inklusive zweier beleuchteter Tunnels, mitten durch die hohe Felswand führt. Ein wahrlich einzigartiges Bikeerlebnis.


An Zwerchwand und Sandling vorbei, garniert mit Wurzelaction im Waldgraben, gelangen wir auf schönen Mountainbikewegen ins Ausseerland.
Malerischer Altausseersee mit Trisselwand.
Weiter nach Bad Aussee und am Traunradweg Richtung Bad Mitterndorf. Allgegenwärtige altösterreichische Holzhausarchitektur mit Blumenkistln. 


Die anstehende 600 Höhenmeter Schleife hoch über dem Ödensee nehmen wir mit, weil unser Ehrgeiz es (noch) so will, dass wir uns streng an die schwarze Route halten. Danach sind wir uns aber einig, dass wir uns diesen Kraftakt hätten sparen können, weil man nach gut 1,5 Stunden Forstwegtreterei keine 2km vom Ausgangspunkt Ödensee entfernt, zurückkommt.


Mittlerweile etwa 70km in den Beinen, entschließen wir uns bei der Steinitzenalm zu einem Einkehrschwung mit Fritattensuppe, Radler bleifrei und vielen Wespen, bevor es zum Salzastausee und zur letzten, und längsten Bergwertung des Tages, auf die Viehbergalm, geht. Bereits von einer gewissen körperlichen Leere gezeichnet, erreiche ich nach qualvollen 700 Höhenmetern diese schöne Alm auf 1.490m. Erschöpft in den Almboden fallengelassen, bleibe ich doch nicht lange liegen, weil eine Kuhherde am Nachhauseweg mein Bike sehr interessant findet und ich Sorge haben muss, dass mir eins der Viecher ins Radl steigt. 


Die finale Abfahrt in die spektakulären Öfen, in engen Kehren und auf Holzbrücken durch die Felsenschlucht, kann ich ehrlicherweise nicht mehr richtig genießen.


Müde hoch drei, erreiche ich unser Quartier in Gröbming.

Tag 2 
74km, 2000hm


Es ist eine faszinierende Körpererfahrung, dass man nach ausgiebiger Dusche, noch ausgiebigerem Abendessen, und einer erholsamen Nacht, soweit regeneriert, dass man sich freiwillig wieder aufs Rad setzt.
Wir haben einen entspannten Vormittag auf unserer Fahrt durchs weite Ennstal Richtung Ramsau und unseren Spaß mit einem älteren Ehepaar auf E-Bikes, die uns bei jeder Auffahrt überholen, um bei den folgenden Abfahrten, einem gewissen fahrtechnischen Defizit geschuldet, wieder hinter uns zurückzufallen.


Kaiserwetter und das Bilderbuchpanorama der Dachsteinsüdwände begleiten uns am steilen Anstieg zur Türlwandhütte. 
Auf diesem stark frequentierten Wanderweg, der an der Brandalm vorbei, zur Dachsteingletscherbahn hinaufzieht, stellen wir ein wenig überrascht fest, dass wir mit unseren rein muskelbetriebenen Bikes gegenüber unzähligen Stromradlern eindeutig in der Minderheit sind.



Oben angelangt, verlassen wir nach 1km auf der Dachsteinmautstraße den Rummel rund um die Gletscherbahn und queren auf herrlichen Almwegen unter den Dachsteinsüdwänden vorbei, hinüber nach Filzmoos ins Salzburger Land.


 Dort gönnen wir uns eine Mittagspause, bevor wir über Marcheggsattel und Langeggsattel den Zacken des Gosaukammes mit der markanten Bischofsmütze näherrücken.


Keine 5 km von unserem Tagesziel Annaberg entfernt, beschließen wir an der Abzweigung zur Loseggalm, auf der schwarzen Dachsteinrunde für heute blau zu machen und verzichten auf diesen 600 Höhenmeter Stichweg, um den Tag gemütlich im Biergarten des Salzburger Dolomitenhofes ausklingen zu lassen.
Alpenglühen im Gosaukamm inklusive.



Tag 3
87km, 2700hm


Der Tag beginnt mit einer erfrischenden Asphaltabfahrt durchs Lammertal, bevor der lange Anstieg zu Zwieselalm und Hornspitz für die nötige Körpertemperatur sorgt.
Die sommerlich trostlosen Liftanlagen der Skiregion Dachstein West ausblendend, ist diese Almregion ein fantastischer Aussichtsbalkon in den Gosaukamm, ins Tennengebirge und zu den vergletscherten Westabstürzen des Dachsteins.


Eine grobschottrige Abfahrt und einige Forstwegkilometer später erreichen wir die Pass Gschütt Straße, um über eine Waldschleife ins schöne Gosautal zu gelangen. Den Gosaubach talein, kommen wir an den vorderen Gosausee, wo sich ein klassisches Österreichmotiv darbietet: König Dachstein mit dem Gosaugletscher zeigt sich hier von seiner Butterseite.


 Zugegeben, man genießt dieses einzigartige Panorama vom Seeufer an schönen Tagen nicht gerade einsam.
Nach wenigen Höhenmetern haben wir allerdings den touristischen Trubel schon wieder hinter uns gebracht.


Wir können uns wieder ganz auf den Klettermodus konzentrieren, um die folgenden 600 Höhenmeter zur Roßalm zurückzulegen: Eine entlegene Oase im Bergniemandsland zwischen Gosautal und Hallstättersee.


Nach kurzer Pause und dem wohl besten Heidelbeerkuchen meiner Erinnerung, erreichen wir schließlich einen Bergsattel auf 1.500m, der den Startpunkt zum 11km Downhill an den Hallstättersee markiert. 
Let it roll, unzählige Serpentinen durchs tosende Echerntal hinab. 
Wege, die im Berghang kleben, zwischen Wasser und Stein, Wildbach und Felswand. Dazu der Tiefblick zum immer näher rückenden Hallstättersee.


Auf dieser langen Abfahrt begegnen wir keiner einzigen Menschenseele. 
Umso  größer ist dann der Kulturschock in Chinatown Hallstatt, das wir schnell hinter uns bringen, um über Obertraun und das See-Ostufer entlang, unserem finalen Ziel, St. Agatha bei Bad Goisern entgegenzurollen...
 

3 Tage intensivstes Landschaftsbad, die sich tief in den persönlichen Erlebnishorizont einbrannten.