Donnerstag, 17. Mai 2018

WW663

Diesmal eine Routenempfehlung, bei der das Höhenmetersammeln in den Hintergrund tritt, zugunsten des Dahingleitens im grünen Meer, zum Einsaugen der Landschaftseindrücke am Schnittpunkt Weinviertel und Waldviertel.



Der WW663, der Wald-Weinviertelwanderweg, verbindet Rosenburg im Kamptal mit der Weinstadt Retz. Attraktionen wie die herrlich beschauliche Kamptaleisenbahn, der nostalgische Wallfahrtsort Maria Dreieichen, das Tal der Mühlen an der oberen Pulkau, die Europawarte Waitzendorf oder die Retzer Windmühle liegen am Weg.



Wir verbinden das Herzstück dieses Wanderweges mit der Mittelalterstadt Eggenburg und der sinneserfrischenden Gegend um Röschitz und Roggendorf zu einer Runde von 49km und 750hm.
Vom Bahnhof Eggenburg startet man bergab ins Schmidatal und jenseits bergauf, auf verstecktem Waldtrail am Siedlungsrand, hinaus aus der reizvollen Stadt.
Den Lateinbach entlang führt ein einsamer Waldpfad zum Meiseldorfer Teich.
Bei einer mächtigen Unterführung mitten im Wald kreuzen wir die Franz Josefsbahn und gelangen,  an einer barocken Waldandacht und am kleinen Rohrteich vorbei, nach Stockern.
Einen Hügel mit markantem Funksender überquerend, taucht bald die bekannte Wallfahrtskirche Maria Dreieichen auf. Rechts weg, Richtung Bründlkapelle und Graslhöhle, lassen wir deren leicht verstaubtes touristisches Umfeld links liegen und folgen nun den Markierungen des WW663.
Nach einem kurzen Steilstück geht es auf schönen Waldwegen dahin, einmal die Gleise der Kamptalbahn querend, nach Sigmundsherberg.



Im "Lagerfeld" außerhalb des Ortes befand sich während des ersten Weltkrieges das größte Kriegsgefangenenlager der KuK Monarchie, wo bis zu 40000 Insassen festgehalten wurden. Heute erinnert nur noch ein kleiner Friedhof an diese "vergessene Stadt".
Unser Weg durchquert die Felder und und taucht dann ein in den dichten Herrschaftswald. Bald darauf geht es am Waldrand dahin. Ein Weitblick nach Osten tut sich auf, als würde das ganze Weinviertel uns zu Füßen liegen. 



Eine überraschende Waldabfahrt führt hinab in den Talboden der Pulkau, den wir an einer herrlichen Uferwiese erreichen. Löwenzahnblütenmeer, Schmetterlingsparadies und Naturidyll in einem. 



Oberhalb liegt die Ruine Neudegg, deren Mauerreste auf Steigspuren erreicht werden können. Dieser Abstecher lohnt sich, weil man hier die ehemalige Pragerstraße findet, eine historische Weganlage, die dort den Berghang hinaufzieht. Deren galerieartigen Befestigungen stechen heute noch aus dem Walddickicht hervor.



Die folgende, rauschende Fahrt durchs Pulkautal ist das Highlight des Tages. Auf alten Brücken überqueren wir immer wieder den mäandrierenden Bach, flankiert von hohen Berghängen, vorbei an der ehemaligen Hammerschmiede, an hübsch restaurierten Mühlen und der Teufelswand. 



Der etwas steilere Uphill zum Pulkauer Bründl bringt uns aus den Tiefen des Tales zurück in die obere Etage.
Dann geht es gemütlich weiter, durch Rafing und Groß Reipersdorf, offroad am Prachtsteinbruch und der Steinwerkarena vorbei, nach Roggendorf. Über den Stoitzenberg erreichen wir die erhabenen Kogelsteine und in den Flanken des Kalvarienberges, einem kleinen Trailparadies, wieder back to Eggenburg, wo sich unser Kreis schließt.