Dienstag, 18. Juni 2019

Hängender Stein


Das Kamptal, und zwar speziell jener Flussabschnitt vom Thurnberger Stausee abwärts nach Rosenburg, ist zweifellos eine der wildesten und unberührtesten Naturlandschaften die ich kennenlernen durfte. Wenn mich wer fragt, wo die (Um)Welt noch in Ordnung ist, fällt mir diese Gegend ein. 


Auf einer Flussstrecke von gut 30km begegnet der Kamp gerade mal 2 kleine Siedlungen, Wegscheid und Steinegg. Ansonsten ist da nur "Natur Pur". Man taucht hier ein in eine stille Landschaft. Ausgedehnte Wälder ziehen sich über die Steilhänge hinunter zum Kamp, der in unzähligen Schleifen und um einen Umlaufberg herum, seinen Weg sucht. Man betrachte nur das Luftbild dieses einzigartigen Durchbruchtales...


Die ein oder andere wildromantische Ruine, wie das Öde Schloss oder Burg Schauenstein, zeugen von mittelalterlicher Bedeutung. 



Begleitet wird das Ganze vom Kamptalweitwanderweg W06/620, ein über weite Strecken enger, felsiger und ausgesetzter Steig hoch über dem Kamp, der sich manchmal aber auch zu den Niederungen des Flussufers herablässt, wo bei höherem Wasserstand nasse Füße garantiert sind. 



Dunkle, hohe Felsen unterstreichen zusätzlich den wilden Charakter dieser Tallandschaft, womit ich beim eigentlichen Thema angelangt bin.
Unweit von Rosenburg, vom historischen Flusskraftwerk Rauschermühle in kurzer Wanderung erreichbar, thront der Hängende Stein als freistehender Felsturm über dem Kamp. 



Von seinem Gipfel ergibt sich ein faszinierender Ausblick, über Fluss und Wald und Umlaufberg, bis hin zu den Turmspitzen von Stift Altenburg. Seine Besteigung erfordert allerdings einiges an Klettergeschick, da bereits der Normalweg den 2.-3. Schwierigkeitsgrad erfordert, und, zumal seilfrei, ein kleines Abenteuer für sich bedeutet. Immerhin muss man dann dieses ausgesetzte Stück Fels auch wieder abklettern. 



Von der Scharte, die der Hängende Stein mit einem kleineren Nachbarturm bildet, geht es ein breites Felsband nach links hinauf. Um eine Kante herum, steht man plötzlich vor einer steilen Wand und fragt sich, wo es da weitergehen soll? Die Lösung des Rätsels ist eine von unten nicht sichtbare Durchkriechhöhle, die man nach wenigen gutgriffigen Klettermetern erreicht. Eng und teilweise kopfüber bergab(!) zwängt man sich hier durch, auf die Südseite des Felsens, wo eine gemütliche Rampe auf den nahen Gipfel führt.


©bergsteigen.com

Geklettert wird am Hängenden Stein schon sehr lange, neuerdings an soliden Bohrhaken in Sportkletterrouten bis zum 9. Schwierigkeitsgrad.
Die Felsqualität ist nicht überall begeisternd, aber für Landschaftsfanatiker wie mich ist es ein Traumland.

Die schönste Runde, um dieses Naturparadies kennenzulernen, ergibt sich wenn man von Rosenburg aus das Nordufer am WW06/620 verfolgt, in Steinegg das Ufer wechselt, um dann über die Bründlleiten, den Hängenden Stein und das Schloss Rosenburg zurückzukehren.



Wer diese Runde mit dem Mountainbike, z.B. von Horn aus, angeht, den erwarten 30km, 750hm und ein abenteuerliches Raderlebnis mit Schiebestrecken, Tragepassagen und einsamen Wegabschnitten, wo Fahrfehler böse enden könnten.