Dienstag, 8. November 2022

Visiting some good old Friends

 

Im fortgeschrittenen Herbst, wenn der erste Nachtfrost den nahen Winter ankündigt, wenn die innere Uhr das Ende der Mountainbikehochsaison einläutet, wenn einem aber das Glück der seltenen Sonne hold ist und die Wälder vor Goldschmuck triefen, dann fahr ich gerne eine solche Runde:

 
Die "good old friends", das sind in diesem Fall jene besonderen Plätze, deren Bilder in meinem Kopf wie ein Leuchten durch die grauen Tage helfen...

 
 ...geheimnisvolle Heidenstatt, ein Waldplateau mit 7000 Jahre alten Siedlungsspuren

... Gänsgraben, wildromantisches Naturparadies an der Ostkante des Waldviertels


 ...Libellenteich und Alte Kuh, Landschaftsjuwele am Rande des großen Limberger Steinbruchs


 ...Vitusberg und Kalvarienberg, reizvolle Wege rund um Eggenburg


...die Kogelsteine, Kraftplatz mit mystischen Felsformationen, das "Stonehenge Österreichs"

 
...Schlossteich, Kirche und Karner von Burgschleinitz


...zuletzt der wunderbare Urzeitradweg zurück nach Maissau, diesseits der Eichenwald, jenseits Isländer und Alpaka Weideland.



 

Donnerstag, 4. August 2022

Una Giornata al Mare

mit dem Rad von Villach nach Venedig

 Ein Tag am Meer...

eine Reise zum Meer...

einmal Ankommen am Strand mit dem eigenen Fahrrad...

mit reinem Gewissen was den ökologischen Fußabdruck betrifft...

und mit einem Packsack voller Erlebnisse von den vorangegangenen Tagen am Rad...

diesen langgehegten Urlaubstraum wollten wir uns erfüllen.

Weil das Meer nicht gerade ums Eck liegt, und weil wir Zeit haben wollten für Leut und Landschaft, nutzten wir die Bahn nach Villach, um erst von dort unsere Räder gen Italien zu bewegen.

Wir, das sind Geri  "Bei dem Wirtn woar I a scho", Angela "Ui is do oba schee", Isabella "Do woar I no nie" und meine Wenigkeit "Do gehts eh kaum bergauf". Diese vier Sprüche, extra auf unsere Radleiberl gedruckt, wurden Leitmotiv für die kommende Woche.

Flankiert von der herrlichen Bergwelt des Dreiländerecks Kärnten/Friaul/Slowenien, führt uns die erste Etappe am Gailtalradweg nach Tarvis. Diese viersprachige Grenzstadt profitierte in ihrer Blütezeit vom Einkaufstourismus, der legendäre "Fetzenmarkt" hatte täglich tausende Besucher. Heute ist es hier ruhiger geworden, vor allem der Berg- und Wintersport zieht Besucher in die Region. Abends holen wir uns dort eine erste Portion Italianita bei Pizza, Gelati, und einem Digestivo am reizvollen Hauptplatz.

Der zweite Tag am Rad ist geprägt von der Pontebbana, einem der schönsten Bahntrassenwege Europas, dem neuen Radweg auf der alten, aufgelassenen Eisenbahnstrecke durchs Kanaltal. 

 

Gut ausgebaut geht es durch unzählige Tunnels und über Brücken, mit atemberaubendem Blick ins Tal des Fella Flusses und in die umgebenden Berge.

Immer wieder passieren wir ehemalige Bahnhöfe, die, in liebevoll geführte Radlerraststätten umgewandelt, uns zur Einkehr verführen, wie Odysseus die Sirenen. 

60 einzigartige Radkilometer später rollen wir in Venzone ein, einem stimmungsvollen mittelalterlichen Städtchen mit engen Gassen, großer Piazza und Stadtmauer. Hier verbringen wir die Nacht, genießen erstmals die Regionalspezialität schlechthin, den milden San Daniele Prosciutto, genießen den Wein und das Leben.

Nahe Venzone mündet die Fella in den Tagliamento. Dieser letzte große Wildfluss der Alpen bestimmt unseren dritten Tag. Sein bis zu 1,5km breites Schotterbett ist landschaftsbestimmend und sein eigentlicher Flusslauf ändert sich nach jedem Hochwasser.

Es führt kein eindeutiger Radweg an seinem Ufer entlang, doch finden wir dank Navi-App und mit ein bissl Gespür stets verkehrsarme Wege und einige gute Offroadabschnitte. 

Letzlich wird dies mit 76km und 660hm unsere längste Radetappe, vorbei am türkisen Bergsee Lago di Cornino...

...durch die Flanken des waldreichen Monte Ragogna, in den Herkunftsort des weltberühmten Rohschinkens San Daniele del Friuli...

...vorbei an endlosen Maisfeldern, deren Bewässerung uns willkommene Erfrischung schafft, und vorbei an der größten Schafherde meines Lebens, die von ihren Hirten durch das trockene Bett des Tagliamento getrieben wird.


Der Tag endet in San Vito di Tagliamento, auch hier wieder eine herrliche Altstadt mit großer Piazza und hohem Campanile, und stressbefreites abendlich-italienisches Kleinstadtleben.

In seinem Unterlauf, von Latisana bis zur Mündung ins Meer bei Lignano, ändert der Tagliamento seinen Charakter vom ungezähmten Wildfluss zum beidseits eingedämmten, breiten Kanal. Ein Umstand, der dem Fluss seine Dynamik nimmt, uns aber immerhin die Möglichkeit bietet, aussichtsreich, oben am Damm, dahinzuradeln, mit Blick in die grünen Auwälder samt Fischreihern und anderen Wasservögeln einerseits, und über die weiten Felder und kleinen Bauerndörfer des adriatischen Hinterlandes auf der anderen Seite.

Wir lassen es uns heute nicht nehmen, bis hinaus zur tatsächlichen Meeresmündung vorzurücken, ins weite Blau hinauszuschauen, und mit der Radfähre überzusetzen zum Leuchtturm am Kap von Bibione.

Aufgrund unzähliger Familien-Strandurlaube, ist uns dieser Badeort sehr vertraut, weshalb es uns Vergnügen bereitet, heute abend unsere Lieblingsplatzln etwas abseits des Massentourismus aufzuspüren.

Die folgenden Tage bieten entspanntes Fahradbummeln entlang von flachen Wegen, durch stille Lagunenlandschaft, im Backcountry allseits bekannter Adriaorte, die sich wie an einer Perlenschnur aufgefädelt, Richtung Venedig erstrecken. 

Wir folgen der Küstenlinie, halten die Tagesetappen kurz, um der ärgsten Hitze zu entgehen, baden im Meer, wo es geht, und lassen kaum einen Wirten aus (sind ja schließlich auf Urlaub). 

Herausragende Erfahrung dieses Wegabschnittes entlang der Adria war, mit  welchem Aufwand hier in schöne Radwege investiert wurde,...

...welch ungeahnte Landschaftsperlen hier in der zweiten Reihe hinterm Strand warten,...

...und dass selbst ein berüchtigter Hausmeister-Badeort wie Caorle mit einer hübschen Altstadt voll bunter Häuschen und enger Gassen aufwartet.


 Am Ende erreichen wir Punta Sabbione am Rand der Lagune von Venedig, wo mit Fahrrädern nichts mehr auszurichten, und der Umstieg auf Wasserfahrzeuge unumgänglich ist. Die letzte Etappe legen wir also auf der Fähre zurück, erst hinaus zum Lido, zwecks eines weiteren Badestopps, und dann hinein in die weltbekannte Lagunenstadt, Heimat der Gondoliere und tagtäglicher Touristenströme. Am Weg vom Hafen zum Bahnhof Santa Lucia können wir unsere Räder in eigens dafür geschaffenen Fahrradboxen versperren, denn in Venedig selbst ist sogar das Schieben von Fahrrädern unter Strafe verboten.

Es verbleiben uns die letzten 24h unseres Urlaubes, die wir im Labyrinth der venezianischen Kanäle verbringen, überrascht, welch stille Winkel sich auch hier finden lassen, wie stimmungsvoll la Serenissima bei Nacht sein kann, wenn die Besuchermassen draussen sind, und dass selbst San Marco und die Rialtobrücke menschenleer sein können, wenn man sie frühmorgens besucht.

Eigentlich hätte ich es als Mountainbiker, der es im Jahr mitunter auf 4000km und 100000hm bringt, wissen müssen, wie ideal sich Reisen mit Sport verbinden lässt, wenn man sich auf sein Fahrrad schwingt, wie entspannt sich das Kanaltal erfährt, wenn man auf das Auto verzichtet, und wie vertiefend eine solche Woche für die persönliche Italienliebe sein kann...





Mittwoch, 22. Juni 2022


 Grenzgang 

 

Eine zweitägige Radreise von Drosendorf im Waldviertel, mal diesseits, mal jenseits der Grenze, zur südmährischen Stadt Znaim und weiter nach Retz im niederösterreichischen Weinland.

Unseren Ausgangspunkt erreichen wir im Reblausexpress, einem archaisch-nostalgischen Schmalspurbahnerlebnis. Es rüttelt und rattert und quietscht wie in alten Zeiten und man muss seinen Spritzer aus dem Heurigenwaggon schon ordentlich festhalten, daß man nichts verschüttet.

Drosendorf liegt an der Thaya und ist eine der letzten Stadtmauernstädte. Unsere Radroute führt uns über die alte Poststraße hinaus, vorbei an den Bergwerkseen von Langau und dem blasmusikbeschallten Feuerwehrkirtag von Riegersburg, in das Perlmuttdrechslerdorf Felling. Hier überschreiten wir die grüne Grenze hinüber zum nördlichen Nachbarn, zu Schloss und Stausee Vranov.

Schloss Vranov ist ein sehenswertes Barockjuwel auf einem Felsen hoch über der Thaya. Der berühmte Barockbaumeister Fischer von Erlach hatte hier seine Hände im Spiel.

Der nahegelegene 30km lange Stausee Vranov bietet alles an Wassersport, von B wie Baden bis W wie Windsurfen, und wird gern als die Adria Südmährens bezeichnet. Dass durch seine Erbauung vor gut 80 Jahren der Tourismus in den beliebten Thayabädern flussabwärts, wie in Hardegg, zum Erliegen kam, ist die Kehrseite.

Nach einer Mittagsrast am Stauseeufer folgen wir dem Nebenarm der Thaya bergauf, vorbei an unzähligen Fischerhütten und Ferienhäuschen, und gelangen so an den Rand des grenzüberschreitenden Nationalparks Thayatal. Durch dessen tiefe Wälder nähern wir uns der, fantastisch am Thayaabbruch gelegenen, Altstadt von Znaim.

Was unsere nördlichen Nachbarn wirklich auszeichnet, ist deren Bierkultur. Jedes noch so kleine Standl am Wegrand bietet erstklassiges, kühles Bier vom Fass. Eine Versuchung, die bei unserer Radeinheit kaum Durst aufkommen lässt und über den Tag verteilt zu einem beachtlichen Konsum an isotonischen Hopfengetränken führt :-)

Wir nächtigen in einem ehemaligen Znaimer Klostergebäude, dessen Balkon einen Panoramablick bis weit in österreichische Lande hinein bietet. Beeindruckendes nächtliches Wetterleuchten zeugt von schweren Unwettern in der Heimat.

Am zweiten Tag verlassen wir Znaim in derselben Richtung aus der wir gekommen sind, folgen einem idyllischen Waldgraben bis Masovice und durchqueren den Nationalpark Richtung Süden.

Es erwartet uns eins der besten Landschaftserlebnisse, das man mit dem Rad überhaupt haben kann: der spektakuläre Sobes- Umlaufberg, an dessen Kamm man beidseits hinab zur Thaya sieht, und die Abfahrt hinunter zur einzigartigen Thayahängebrücke.


Über den Heiligen Stein erreichen wir in Kürze Retz. Die obligate Einkehr zum Apres Bike am dortigen Hauptplatz ist für mich jedesmal ein Stück Urlaub.



Mittwoch, 18. Mai 2022

 Durchs Tal der Mühlen

38km, 600hm 

Westlich von Pulkau, wo Wald- und Weinviertel aufeinandertreffen, bietet der Oberlauf der Pulkau, auch Tal der Mühlen genannt, ein echtes Naturparadies. Der Fluß windet sich durch ein tief eingeschnittenes, waldreiches Tal mit mehreren ehemaligen, teils gut erhaltenen Mühlen wie Hammerschmiede und Peschtamühle. Oberhalb, in den Bergflanken, finden sich die schroffen Felsen der Teufelsmauer und, weiter taleinwärts, die Reste der Burg Neudegg, einst Wachburg für die (ganz) alte Pragerstraße, die durch dieses Tal führte.

Für mich ein echter Landschaftsklassiker aus unserer Region, zu welchem es mich immer wieder hinzieht.

Diesmal mit Start vor Kirche und Karner von Zellerndorf, durch die tolle Maulavern-Kellergasse und über Rohrendorf geradeaus auf Pulkau zu.

Immer dem Bach folgend bis zum Freizeitzentrum Pulkau, von wo es durchs Bründltal bergauf zur Wallfahrtstätte Pulkauer Bründl geht. Geradewegs dem Wanderweg folgend gelangt man so von hintenherum ins Pulkautal hinab und erreicht den Talboden an einer sonnigen Lichtung direkt unter der Ruine Neudegg.


Dem charakteristischen Flusslauf folgend, über unzählige Steinbrücken talaus, kurzweilig an erwähnten Mühlen vorbei, und das einzigartige Naturschauspiel förmlich inhalierend.

Am Talausgang, dort wo man die asphaltierte Straße erreicht, links bergauf, vorbei an der Weinterrasse Pulkau, nach Leodagger, einem idyllischen Weinort am Rande einer Felsenschlucht.

Von dort führt eine optionale Bergwertung entlang des Weitwanderweges W663  zur Europawarte Waitzendorf und zu einem steilen Walddownhill :-)

Über die kleine, alte Stadt Schrattenthal und die Öhlbergkellergasse Pillersdorf (Radlerrast!!)  gelangt man retour, und kann, bevor man an Start und Ziel anlangt, noch den Altenberg besuchen, ein toller Aussichtspunkt über Zellerndorf, wo ein feiner Felsentrail auf die Flachland-Freerider unter uns wartet.