Montag, 16. Juni 2025

Burgenlandtrails

Ich persönlich hab mit dem Burgenland so meine Vorurteile.

Was treibt mich in jenes Bundesland, das legendär für den größten Steppensee Österreichs ist und somit außer flach nur flach.

So dachte ich viele Jahre, solange bis ein Freund mich einlud, seine Heimat rund um Lockenhaus im Südburgenland zu besuchen, und solange bis die Kunde über den Geschriebenstein als richtig guter Mountainbike-Trail-Berg an mein Ohr drang.

Die Eckdaten:

Der Geschriebenstein an der Grenze zu Ungarn ist mit 884m der höchste Berg des Burgenlands und der östlichste Ausläufer der Alpen. Lockenhaus und Rechnitz zu seinen Füßen zählen zur "Buckligen Welt", jenem Hügelland im Dreiländereck Niederösterreich/Burgenland/Steiermark, dessen Topographie angeblich 1000 Hügel aufweist. Soviel zu meinen Vorurteilen...

Schon länger eine gute Gegend zum Bergradeln -Stichwort: "Bike the Bugles"- hat man hier eine Menge Geld und eine Menge Schaufeln in die Hand genommen, um mit den "Burgenlandtrails" ein zukunftsweisendes Angebot für Mountainbiker zu schaffen, wovon -weiteres Stichwort: "touristische Wertschöpfung"- die ganze Region profitiert.

Das Resultat sind 40 km Singletrails, die, mit viel Hingabe und naturnah gebaut, durch die Waldflanken des Geschriebensteins führen, wirklich flowigen Fahrspaß bieten und sich bestens für einen ausgedehnten Biketag oder auch Bike-Kurzurlaub eignen.

Wir starteten unsere Erkundungstour am Burgsee Lockenhaus und erklommen den Berg über die Paulusbrunnen- und Geschriebenstein-Nord Strecke. Es sind am Stück etwa 600 Höhenmeter zu bewältigen, ehe man vor dem Aussichtssturm am Gipfel steht und in die ungarische Tiefebene schaut. 

Direkt vom höchsten Punkt starten wir in den "Headtrail" und biegen dann in den "Batthianytrail" ein. 8km Abfahrtsvergnügen durch die pannonischen Wälder, ehe wir uns am Badesee von Rechnitz einbremsen.

Am "Geschriebenstein-Uphill Trail" geht es wieder den Berg hinauf und dann neuerlich downhill nach Rechnitz, weil auch der "Rechnitz Trail" unter die Stollenreifen genommen werden will. 

Dieser Trail gefiel mir besonders gut, Fahrspaß pur über eine Waldachterbahn, alte Hohlwege und Canyons über- und durchquerend.

Die bereits dritte Auffahrt zum Geschriebenstein hat sich dann schon etwas gezogen, wobei der obere Teil mit seinen Singletrailabschnitten wirklich abwechslungsreich zu fahren ist.

Ein letztes Mal passieren wir eines jener hölzernen Eingangsportale zum Abfahrtsrausch und kommen am "Esterhazytrail", mit knapp 9 Kilometern der längste Burgenlandtrail, wieder zurück ins wildromantische Lockenhaus, wo sich nach über 50km und 1650 Höhenmetern mehrere sehr nette Locations zum verdienten Apres Bike anboten.

Ich kann nur sagen, der Tag war die Reise wert ins ferne Burgenland.


Montag, 26. Mai 2025

 Kremstal - Kampseen Runde

2 Tage quer durchs Waldviertel, 2 Tage Eintauchen per Rad in die ursprüngliche, energiegeladene Landschaft von Niederösterreichs Norden.

Leitfaden unserer Tour sind die beiden Flüsse große Krems und Kamp, durch deren wilde Täler und Schluchten wir uns den Weg suchten.

Wir starteten in Senftenberg, einem malerischen Weinort im Kremstal, überragt von einer ortsbildbestimmenden Burgruine hoch oben am Berg, deren Besuch schon wegen der Aussicht lohnt.

Entlang der großen Krems geht es stetig bergan, flankiert von steilen, felsigen Waldhängen, vorbei an den Weilern Meisling und Hohenstein. Dann verlassen wir die asphaltierte Straße, halten uns am Weitwanderweg 606 immer entlang des Flußufers und gelangen so zum "Kremstal Zwickl", dem Zusammenfluss von großer und kleiner Krems. 



Überragt von den hohen Klippen der Teufelswand und des Wotansfelsens, ist dies eine der wildesten  Schluchten des Waldviertels. In den Wänden oberhalb finden sich abenteuerliche Höhlen und Klettersteige.


Entlang der MTB-"Kremstalstrecke" passieren wir erst Scheutz, dann Ebergersch, weltentrückte Bauerndörfer mit dem Charme aus einer anderen Zeit.

Bald stoßen wir auf die Schilder der "Kampseen-Volt-Radrunde", der wir von nun an folgen. Waldvierteltypisches Wechselspiel zwischen Wäldern und Wiesen, über hügelige Hochplateaus und durch erstaunliche Künstlerdörfer im Nirgendwo.

Unser Tagesziel ist Peygarten in unmittelbarer Nähe vom Stausee Ottenstein, wo wir uns von der bodenständigen regionalen Küche verwöhnen lassen.

Nach frühmorgendlich erfrischender Schwimmrunde im Stausee, der ersten des Jahres übrigens, setzen wir unsere energetische Radentdeckungsreise am "Volt" Radweg fort.

Erst dem Dobrastausee gemütlich auf der Uferstraße folgend, dann auf wildem Geländeritt hoch über dem Thurnbergerstausee, bis wir bei Wegscheid das Kamptal verlassen.

Von dort, durch ursprüngliche Landschaft geradlinig südwärts haltend, erreichen wir nach 40 abwechslungsreichen Radkilometern die Waldviertelgemeinde Gföhl.

 Zeit für eine Mittagspause im Gastgarten, bevor wir uns auf einsamen Wegen in die tiefen Wälder des Droßeramtes verlieren und, vorbei am Herzogtisch, der felsigen Anhöhe über den Hängen des Kremstales, nach Senftenberg zurückkehren.






Montag, 7. April 2025

 Wall-Fahren

Vorösterlich spirituell motivierte Radrunde zum Wallfahrtsort Dreieichen, bereits vor 11 Jahren in diesem Blog vorgestellt, nur diesmal in umgekehrter Richtung gefahren. 

Aprilsonntag mit Außentemperatur um den Gefrierpunkt, 60km und 1050hm dem eisigen Nordwind Paroli bieten, nur das zarte Grün im Wald und die ersten Veilchen erinnern daran, dass eigentlich Frühling ist. 

Vom Ausgangsort Maissau über Burgschleinitz zum Vitusberg, und durch Eggenburg zum Klein Meiseldorfer Teich. Eine Vielzahl von einsamen Waldtrails die im Sommer häufig zu verwachsen sind, um Fahrspaß zu bieten, sind jetzt, nach der vegetationslosen Winterperiode, einfach perfekt.


Bald passiere ich die Wallfahrtskirche Maria Dreieichen, ein Ort von sentimentalem Reiz, wo gerade ein Haufen alter Leute, sagt ein bald 60jähriger:-), in den Gottesdienst strömt und darüber die Kirchenglocken überirdisch lärmen. Weiter durch Mold, irrtümlich einen Hügel mit militärischem Sperrgebiet mitnehmend, nach Horn, und hinein ins "epische" Tal der Taffa. Auch wenn ich es nicht zum ersten Mal verwende, so ist dieses Attribut für den Singletrail durch jene wahrlich einzigartig naturbelassene Tallandschaft einfach treffend.


Anschließend bergauf zum Wegpunkt Rotes Kreuz und über Gars am Kamp zu den Naturtrails an der Hamerlingwarte. Dem Tobelbach folgend hinaus aus dem Kamptal, im Wald bergauf nach Buttendorf und Sachsendorf und zurück zum Maissauer Berg. 

Ich geb zu, der eisige Wind hat mir heute alle Kräfte geraubt, und obendrein eine Menge Strom aus dem Akku meines Light-E-Spezis gesaugt, aber schließlich darf ein Wallfahrer nicht nur Spaß haben, sondern schon auch ein bissl leiden...