Donnerstag, 7. September 2023

Giro di Dolomiti

Von einer Reise quer durch die Dolomiten, von Ost nach West durch die Bergwelt Oberitaliens und Südtirols, möchte ich hier erzählen.

In zehn Tagen unterwegs durch eine der schönsten Regionen der Alpen, mit dem Auto, mit dem Mountainbike, und, meiner Passion folgend, auf die Berge steigend.

Unser Trip startet im Dreiländereck Kärnten/Slowenien/Friaul, in Valbruna, einem Bauerndorf umgeben von grünen Wiesen, angesichts der grandiosen Bergkulisse der Julischen Alpen.

 Eine Gegend, die Radsportbegeisterten einiges zu bieten hat. Auf den Wallfahrtsberg Monte Lussari über Valbruna führte heuer erstmals ein Einzelzeitfahren des Giro d`Italia. 

Eher genussorientierte Radfahrer pilgern auf der Pontebbana, einem der besten Bahnradwege Europas, durchs italienische Kanaltal.  50 genussreiche Radkilometer entlang der stillgelegten Bahnlinie von Tarvis nach Resiutta, über zahlreiche Brücken und durch finstere Tunnels, vorbei an verführerischen Jausenstationen, die in ehemaligen Bahnhöfen untergebracht sind.

Auf den nahen Mangart, eine der markantesten Berggestalten der Julischen Alpen, führt die höchstgelegene Bergstraße Sloweniens, ebenfalls ein beliebtes Ziel für Radsportler.

 Vom Lago de Predil geht es 11km steil bergauf, mit vielen engen Kehren, schwindelerregenden Tiefblicken und mehreren Felstunnels bis zum Endpunkt auf über 2000m.


 Wir nehmen heute das Auto hinauf und besteigen den 2675m hohen Gipfel des Mangart über den Klettersteig "Slovenski Smer" durch dessen Nordwand. 


Vom Gipfel soll man gleichzeitig den Großglockner und das Mittelmeer sehen, wenn nicht gerade der Nebel die Aussicht verwehrt, so wie bei uns.


 Die beiden Bergseen "Laghi di Fusine" sind berühmt für ihr smaragdgrün schillerndes Wasser, in dem sich das Bergpanorama des Mangartmassivs spiegelt.

Wer wie wir von Valbruna dorthin aufbricht, der hat erstmal 20 entspannte Radkilometer entlang der Pontebbana und am Alpe Adria Trail Richtung Krajnska Gora vor sich, ehe die letzten 2 Kilometer zu den Seen hinauf doch noch trainierte Mountainbikerbeine erfordern.

Man steht unvermittelt am Ufer der herrlich gelegenen Gebirgseen, vorbei an grünen Almwiesen mit Pferdeherden, erdrückt von der Kulisse des majestätischen Mangartstockes.

Auf stillen Waldwegen und zuletzt ganz schön steil geht es wieder bergab ins Tal zum Alpe Adria Radweg. Dort fasziniert die hohe Radbrücke über die Slizza-Schlucht. Ein Abstecher zu Fuß hinab in deren Klamm, durch die ein versicherter Steig verläuft, lohnt wirklich.

Weiterfahrt westwärts durch die friulanische Bergwelt, erst den Tagliamento aufwärts, dann die Piave flussabwärts, vorbei am ebenfalls vom Giro her bekannten Monte Zoncolan, durch die malerisch in den bellunesischen Dolomiten gelegenen Bergdörfer Sappada und San Pietro di Cadore. In Auronzo di Cadore machen wir Halt für einen Cappuccino mit Drei Zinnen Blick.


Über den Tre Croci Pass erreichen wir Cortina d`Ampezzo und schließlich die Falzarego-Passhöhe, wo wir in einem einfachen Albergo Quartier finden.

Eine der vielen markanten Bergpersönlichkeiten über dem Falzaregopass ist der 2477m hohe Hexenstein. An dessen Fuß findet sich der Klettergarten "Sasso di Stria" mit Routen in perfektem Dolomitfels. 

Was den Hexenstein einzigartig macht, ist die enorme Dichte an Stellungen, Stollen und Schützengräben, die hier im ersten Weltkrieg in den Fels geschlagen wurden. Ein überdimensionales Freilichtmuseum, das die Schrecken des Dolomitenkrieges veranschaulicht.

Durch den 600m langen Durchschlupf des Goiginger Stollens gelangen wir mithilfe unserer Stirnlampen auf die Südseite des Berges. 

Vom Stollenausgang bietet sich ein traumhafter Blick auf den Marmolatagletscher.

 Über die Via Ferrata Fusetti, einem modern abgesicherten, sehr spaßigen Klettersteig, klettert man auf die Karsthochfläche des Hexensteins. 

Der Weiterweg zum Gipfel führt durch die alten Schützengräben und teilweise tief in den Spalten des Berges versteckt.

Oben hat man das Herz der Dolomiten am Präsentierteller. Alle Dreitausender rund um Cortina beginnend bei Marmolata und Civetta bis hin zur mächtigen Tofana. Wir erwischen Traumwetter heute.

Noch am selben Abend erreichen wir Brixen und genießen das einzigartige Altstadtflair. Auf die Plose, dem Hausberg Brixens, führt eine Gondelbahn, die mit der "Brixencard" kostenlos ist und Fahrräder befördert. Somit ist unser nächstes Tagesprogramm "Mountainbiken auf der Plose" beschlossene Sache.

Von der Bergstation gelangen wir über Wirtschaftswege durch die weiten Almflächen der Plose bergauf zur Plosehütte und weiter zur Gipfelfläche des Monte Telegrafo auf 2486m. 

Von der Gipfelebene bietet sich ein gewaltiger Blick in den Tauernhauptkamm und es erwartet uns ein 1400 Höhenmeter Downhill ins Tal. 

Erst über die Almwege zurück zur Plosebahn und dann auf den Trails des Plosebikeparks zur Talstation des Palmschoss Sesselliftes - die flowige "Jerry Line" zaubert einem wahrlich einen breiten Grinser ins Gesicht :-)

Weiter, im Asphalttiefflug, auf der Panoramastraße, die vom Würzjoch runterzieht, bis in die Altstadt von Brixen.

Nach einer sternenhimmelgekrönten Freinacht am Würzjoch, brechen wir zeitig auf, um den Peitlerkofel zu besteigen, jenen 2875m hohen Felsklotz, der mit seiner beeindruckenden Nordwand über den grünen Fornela Almen eine ideale Dolomitenkomposition ergibt. Der berühmte Berg ist vor allem für seine einzigartige Fernsicht bekannt.

Der Normalweg führt erst in die westlich des Berges gelegene Peitlerscharte und dann von hinten hinauf, die letzten Meter auf einem sonnigen Klettersteig zum Gipfel. 

Je höher wir kommen desto spektakulärer die Aussicht. Nach Süden zu dominieren die Geislerspitzen, Langkofel, Sella und Marmolata. Nach Osten die Berge über dem Falzaregopass, die wir vor drei Tagen besucht hatten, und die Sextener Dolomiten. 

Oben angelangt, wird die gesamte Kette der Hohen Tauern  sichtbar und im Westen König Ortler, Südtirols Höchster. Wir genießen die Gipfelpause bei herrlichem, windstillen Wetter und füttern die Bergdohlen.

So endet unser "Giro di Dolomiti" am nordwestlichsten Eckpfeiler der Dolomiten.


 

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